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Dass das Magic Keyboard ein großer Wurf ist, hatten wir in einer anderen Kolumne schon im Detail besprochen (⇒LINK). Auch das iPad Pro 2020 war schon ein größeres Thema für sich (⇒LINK). Und doch fehlt etwas. Wenn ich in den letzten Wochen vermehrt Dinge nun am iPad wegtippe und mir das Ganze so im Detail betrachte, dann fehlt gefühlt einfach etwas. Es ist Software, die fehlt. Oft komme ich in Versuchung gewohnte Mac-Software auf dem iPad aufrufen zu wollen, woraufhin ich aber dann in eine leere Sackgasse blicke. Es fehlt an Pro-Software unter iPadOS.

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Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.

Podcast_Badge_Transparent Fehlende Pro-Software unter iPadOS

Lehrgeld aus alten Tagen.

Als 2010 das iPad auf uns traf, war dessen Wesen ganz klar und deutlich vermittelt. Ein Tablet sollte uns den Konsum von diversen Medien erleichtern, da schlicht mehr Platz auf dem Display verfügbar war. Filme und Bilder waren somit erstmals im Großformat mobil betrachtbar. Auch wenn Apple zu der ersten Generation eine Hardwaretastatur als Accessoire anbot – was außer mir wahrscheinlich kaum jemand kaufte -, fiel dieser Anblick auf das iPad sehr schwer.

Das iPad wollte zu dieser Zeit schon eine kleine Schreibmaschine im Hochkantformat sein und ließ doch zeitgleich so viel vermissen: Es war bis vor vielen Jahren ein großes iPhone, da iOS nie wirklich große Unterschiede zwischen iPhone und iPad erkennen ließ. Doch 2010 zahlte man hier ganz anderes Lehrgeld. Steve Jobs selbst war nach der ersten iPad-Generation klar, dass man die Kreativität vernachlässigte und dem iPad-Nutzer kaum Möglichkeit anbot, auch selbst Inhalte auf dem iPad erstellen zu können. Es fehlte also schon damals Pro-Software unter iPadOS, auch wenn es noch iOS hieß.

Das iPad 2 – ein Wendepunkt.

2011 räumte Steve Jobs dieses Versäumnis ganz offen auf der Bühne ein. Man hatte sich anscheinend viel zu sehr auf die Hardware konzentriert, um sich über alle möglichen Anwendungsgebiete Gedanken zu machen. Das iPad 2 war nicht nur wesentlich dünner als die erste Tabletgeneration, sondern auch um ein Vieles leichter. Außerdem ist bei uns seit diesen Tagen auch ein ganz bekanntes Geräusch in den Ohren geblieben. Nämlich das magnetische Andocken der Metallscharniere des ersten Smart Cover am iPad-Gehäuse. Diese haben lange Zeit sogar einen extra Spot erhalten und waren einfach eine nette Sache im Detail. Doch neben alldem war es vor allem die Software, welche das iPad in neuem Glanz erstrahlen ließ.

Pages, Numbers und Keynote.

Auf der Mac-Plattform ein alter Hut, doch unter iOS ein frischer, kreativer Neuanfang. Erstmals konnte man ab 2011 auch Textverarbeitungen, Tabellenkalkulationen und Präsentationen erstellen oder bearbeiten. Dafür schubste Apple Pages, Numbers und Keynote auf das iPhone, aber vor allem auch auf das iPad. So bekam das iPad erstmals von Apple eigene Office-Software an die Hand, um gewisse Aufgaben unabhängig von einem Mac erledigen zu können. Und vielleicht wissen wir auch noch, dass Apple diese Software zu Beginn über den AppStore zum Verkauf anbot. Kaum noch nachzuvollziehen, wenn man heute sieht, dass Pages, Numbers und Keynote auf jedem neuen iPad-Modell heute schon vorinstalliert mitkommen.

Garageband und iMovie.

Und damit die Kreativität nicht nur in Text, Zahlen und in animierten Folien endete, packte man noch Musik und Video mit in das Aufgabengebiet hinein. Garageband und iMovie waren ebenfalls bekannte Software der Mac-Plattform. Das iPhone, aber gerade auch das iPad, konnten dadurch einen enormen Berg an Aufgaben annehmen und abarbeiten. Jeder kennt heute sicherlich auch noch die Spots, auf denen iPhone, iPad und iMac im Einklang Piano in Garageband spielen, oder? Auch diese Bilder wird man irgendwie nicht los. Es war schon eine sehr interessante Zeit.

Mit Garageband konnte man erstmals digitale Musikstücke auf dem iPad kreieren und sich musikalisch in etlichen Punkten austoben. Oder auch einfach nur eine Aufnahme erstellen und sie am Ende schneiden. Und mit iMovie holte man das alte Denken der Heimvideos aus früheren Mac-Zeiten wieder hervor, portierte dieses Gebiet auf ein Tablet und bot dem Nutzer so das Schneiden und das Unterlegen seiner privaten Videos mit Musik und Übergängen an. Es wirkte ein wenig magisch, denn alles funktionierte schon 2011 vergleichsweise schnell und flüssig. Kein Vergleich zu heute, aber schon damals ein harter Kontrast zum sonstigen Arbeiten in dieser Art an einem Mac mit Tastatur und Maus.

Es fehlt an Pro-Software unter iPadOS.

Leider endet hier mehr oder weniger die Reise, denn gefühlt ist seit 2011 nicht mehr viel in diesen Punkten passiert. Klar, iCloud Drive hat uns das dezentrale Arbeiten an Projekten sehr vereinfacht und lässt uns so Dokumente von Pages, Numbers, Keynote, Garageband und iMovie nun übergreifend unter iOS, iPadOS und macOS erledigen, doch der nächste große Clou blieb leider bisher aus. Vielleicht fällt es nur mir auf, aber ich vermisse einfach Pro-Software unter iPadOS. Jeden Tag aufs Neue.

Seit anderthalb Jahren produziere ich jede Podcastepisode auf dem iPad. Ich lese hier den Text vor, zeichne ihn so als Audio auf, schneide alles, exportiere es und veröffentliche es danach im Podcastfeed (⇒LINK). Ferrit ist hierfür ein treuer Begleiter und es waren nun mal wieder Drittanbieter-Apps, welche das Potential einer Apple-Hardware aufzeigten. Diese nahmen mir Aufgaben vom Schreibtisch weg und drückten sie mir für auf das Sofa in die Hand. Ja, so manchen Podcast zeichne ich zwar in Ruhe auf, schneide ihn aber dann mit dem Apple Pencil am Abend auf der Couch. Verrückt.

iBooks Author vs. Pages

Wer mich kennt, kennt auch seit fast fünf Jahren mein Fachbuch über Apple HomeKit. Dieses wird von Beginn an am Mac geschrieben, aktualisiert und auch über diese Plattform in die Bücher App geschoben. Das sind schlichte Gewohnheiten, welche ich auch gerne am iPad Pro erledigen würde – vor allem jetzt mit dem Magic Keyboard. Zwar lassen sich mit Pages auch Bücher schreiben und für die Bücher App kostenfrei und kostenpflichtig veröffentlichen, aber jeder, der sich dies einmal angeschaut hat, wird das Trauerspiel kennen.

iBooks Author ist da schon eine ganz andere Hausnummer und lässt ein Buch wie ein wirkliches Buch kreieren mit Kapiteln, Abschnitten und allem, was dazugehört. Der iBooks-Brand wirkt sehr angestaubt, denn iBooks heißt nicht einmal mehr die Bücher-App unter iOS und iPadOS. Aus “iBooks” wurde schlicht “Bücher” oder zu Englisch “Books“. Sauber und neutral. Verständlich und einfach. iBooks Author auf dem Mac wirkt hier als etwas Vergessenes und könnte gern “Apple Books Author” oder noch einfacher “Books Author” heißen. Und in diesem Zuge könnte man diese Mac-App auch zu einer iPad-App modellieren und so eine professionelle App zur Erstellung von Büchern anbieten. Denn auf Dauer wird Pages wohl nie das Must-Have-Werkzeug für Buchautoren werden. Außer man gießt iBooks Author komplett in Pages hinein und macht daraus eine App für alle Plattformen.

Final Cut Pro vs. iMovie

Ich bin kein Experte des Videoschnitts. Zumindest reicht mir auch auf dem Mac iMovie aus, um kurze YouTube-Clips möglichst professionell zu schneiden und exportieren zu können. Für Final Cut Pro bin ich auf dem Mac also keine Zielgruppe. Aber viele andere schon. Gerade die Hardware der iPad Pro Modelle, und damit meine ich jegliches Modell, zeigten von Anfang an ihre große Leistung im Bearbeiten von Videos auf. Nicht umsonst sind es heute Apps wie LumaFusion, die das iPad in einen Videoschnittplatz verwandeln. Auch hier sind es wieder Drittanbieterapps, die das Potential der iPad-Hardware aufzeigen. Das iPad Pro bearbeitet, rendert und exportiert 4K-Videomaterial wie ein Meister seiner Klasse. Ohne dass Lüfter hochdrehen, laut dröhnen und das Gehäuse heiß wird. Nein, das iPad Pro ist in diesen Punkten kein Mac und verrichtet solche Arbeiten kühl und leise. Da ist die Frage, wieso es Final Cut Pro bisher nicht auf das iPad schaffte und wir immer noch mit iMovie die Videos im Stil des Heimvideosegments schneiden müssen.

Logic Pro vs. Garageband

Musik ist essentiell. Zumindest für mich. Vor meiner Tätigkeit als Blogger, Autor und Co. war es die Musik, der ich meine Zeit widmete. Es verging kein Tag, an dem ich nicht in meiner Musiksoftware verschwand, an Mixtapes arbeitete oder eigene Synthesizersequenzen einspielte. Und ja, manchmal vermisse ich all dies schon sehr. Aber man entwickelt sich eben einfach weiter und die Interessen ebenfalls. Ich habe hierfür einmal den Giftschrank geöffnet und einen Vorgeschmack meiner alten Leidenschaft in meinen SoundCloud-Account hochgeladen. Wer hineinhören mag, der darf dies gerne tun (⇒LINK).

Was zeitlich vielleicht machbar wäre, ist mobil noch nicht zu schaffen. Zumindest nicht, wenn man das iPad Pro dafür einsetzen möchte. Garageband schön und gut, aber was macht man, wenn man etwas mehr als vier Audiospuren benötigt? Zwar hat Apple erst vor kurzer Zeit Logic Pro für den Mac stark aufgebohrt (⇒LINK) und auch das iPad Pro spielt hier eine Rolle. Doch dass das iPad hier eine Rolle für sich ganz alleine spielt, im professionelleren Stil als es dies mit Garageband tut, ist noch nicht in Sicht.

Xcode auf dem iPad!

Pro-Software unter iPadOS? Wie von einem Mac gewohnt? Wer Apps für den AppStore programmieren möchte und muss, der muss einen Mac nutzen. Nur so kann man als Entwickler Xcode einsetzen und seiner Idee das nötige App-Leben einhauchen. Der Mac ist der Truck, der all die großen Aufgaben vollbringt. Das iPhone und das iPad sind die kleinen Fahrzeuge, welche die letzte Strecke erreichen lassen. Das sind Metaphern aus alten Tagen und entsprechen heute nicht mehr ganz der Realität. Heute sind iPhone und gerade das iPad so leistungsfähig, dass sie einen Mac ganz gern in den Schatten stellen. Es wird daher Zeit, dass Xcode auch endlich für Entwickler unter iPadOS nutzbar ist und so eine neue Art von App-Entwicklern heranwächst. Swift Playground lehrt der neuen Generation bereits das Programmieren von Apps auf spielerische Art. Wieso sollte Xcode auf dem iPad nun also nicht dieser neuen Generation das volle Potential ermöglichen und ihnen somit das Programmieren von Apps in jeglicher Lage bieten? Und wo wir nun unter iPadOS eine Trackpadunterstützung und mit dem Magic Keyboard auch eine richtige Tastatur besitzen, was läge da nicht näher, als auf solch einem Computer auch Apps für andere Computer zu programmieren?

Pro-Software unter iPadOS – ein kommender Wendepunkt mit iPadOS 14?

Der Herbst 2020 wird ein interessanter Herbst. Nicht nur, dass das iPad dieses Jahr schon 10 Jahre alt wird, auch dessen Plattform wird schon ein Jahr alt. Mit iPadOS 13 nahm es endlich Abstand vom iPhone und geht nun ganz eigene Wege. In Bezug auf das Betriebssystem liegen meine Hoffnungen hier stark auf der Unterbringung der Systemfunktionen in Apps. Im Klartext bedeutet das, dass Apple endlich mehr eigene professionelle Apps für das iPad bereitstellt. Denn es fehlt einfach Pro-Software unter iPadOS. Dadurch könnte iPadOS 14 in das Licht und den Blickpunkt auf der Bühne gestellt werden: So, wie es Steve Jobs mit dem iPad 2 damals tat.

Ich glaube, die Dinge, die du im Leben am meisten bereust, sind diejenigen, die du nicht gemacht hast.

∼ Steve Jobs – ehemaliger Apple CEO ∼

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