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Das iPad Pro aus 2018 war nahezu perfekt. Zumindest, wenn man sich das neue Design betrachtete. Erstmals verlor das Tablet seine dicken, schwarzen Seitenränder, wurde ultraflach, erhielt Face ID, verlor Touch ID und bestach durch seine hohe Leistungsfähigkeit. Das iPad Pro hat keinen Jahreszyklus aufzuweisen, sondern bekommt eher alle 18 Monate ein Update spendiert. Mal mehr, mal weniger. So erging es auch dem iPad Pro in diesem Jahr. Mal mehr, mal weniger.

Das_iPad_Pro_2020_Kolumne_Artikelbild-scaled Das iPad Pro (2020)

Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.

Podcast_Badge_Transparent Das iPad Pro (2020)

Ein alter Bekannter …

Schaut man sich das iPad Pro Modell aus 2020 von vorne an, wird man keinen Unterschied zum Modell aus 2018 feststellen. Ich in der Hinsicht aber schon, denn ich habe mein 11″ iPad Pro aus 2018 gegen das 12,9″ iPad Pro aus 2020 getauscht. Mir war das 11″ Tablet einfach auf Dauer zu klein. Vor allem, da ich es unterwegs zum Schreiben nutze und es daher als Notebookersatz dient. Mein Setup hat sich mobil also kaum geändert – bis auf die Displaygröße des iPad (⇒LINK). Allerdings wird es sich im Mai drastischer ändern. Doch dazu später mehr.

Optisch ist also alles gleich geblieben. Nur die Rückseite des iPad Pro unterscheidet sich ab diesem Jahr von dem Modell aus 2018. Der große Kamerabuckel ähnelt dem des iPhone 11 Pro – und doch gibt es hier nur wenige Gemeinsamkeiten. Leider, denn ich hatte mir von der Kamera einen größeren Sprung erhofft. Optisch ist also vieles gleich geblieben. Die Frage wäre: Was ist denn nun überhaupt neu?

A12X Bionic vs. A12Z Bionic

Man kann es nicht sehen, aber man merkt es im Alltag. Das Herz des iPad Pro schlägt in Form eines neuen Prozessors. Mittlerweile weiß man, dass Apple aber nur den letzten Kern des A12X Bionic Prozessors aktiviert hat und so den restlichen Schub freischaltet. Dieser besaß physisch immer acht Prozessorkerne, aber nutzte nur sieben davon. Scheinbar wurde aus thermischen Gründen damals entschieden, dass acht Kerne zu viele sind. Und offensichtlich hat man diese Probleme nun gelöst. Der A12Z Bionic Prozessor ist also der A12X Bionic Prozessor, aber nun mit neuem Namen und acht statt sieben Kernen. Und egal, wie der Prozessor am Ende nun heißen mag, man merkt ihm seine Leistungsfähigkeit in aufwändigen Dingen an. Denn ein Kern mehr, ist ein Kern mehr.

4 GB RAM vs. 6 GB RAM

Jeder, der zum 1-TB-Modell des iPad Pro aus 2018 griff, hatte 6 GB an RAM im Einsatz. Alle Geräte mit weniger Speicherkapazität arbeiteten nur mit 4 GB an RAM. Fraglich, wieso Apple hier einen Unterschied machte. In jedem iPad Pro Modell aus 2020 arbeiten aber nun 6 GB an RAM – ganz egal, welche Speichergröße und Farbe man wählt. Der Unterschied ist im Alltag ganz klar erkennbar, denn durch mehr RAM im Einsatz kann iPadOS auch mehr Dinge ablegen.

In der Praxis bemerkt man dies in erster Linie durch Apps, welche nach der Auswahl aus dem Multitask-Switcher nicht erneut geladen werden, sondern direkt wie beim letzten Verlassen wieder erscheinen. Auch Safari legt dadurch nun mehr geöffnete Tabs im RAM ab und hat sie beim späteren Aufruf ohne neu zu laden direkt parat. In der Zukunft wirft das nur eine Frage auf: Bekommt das iPad Pro aus 2020 somit auch längeren Softwaresupport als das Modell aus 2018? iPadOS steht noch am Anfang und die Frage wird sich erst in mindestens 3 Jahren beantworten lassen, ob 6 GB an RAM für Support ausschlaggebend sind.

Eine Kameralinse vs. zwei Kameralinsen und LIDAR-Scanner

Wenn man mit dem iPhone 11 Pro ein Foto machte und dann das gleiche Foto mit dem iPad Pro aus 2018, dann sah das Foto vom iPad aus, als wäre es mit einem Nokia-Handy vor 6 Jahren geknippst worden. Sie waren einfach nicht schön. Zumindest war man vom iPhone so verwöhnt, dass man den Unterschied am iPad Pro direkt sah. Das 2020-Modell sollte das besser machen. Tut dies allerdings nicht wirklich. Der Kamerasensor ist der gleiche, auch wenn nun ein zweiter hinzugekommen ist. Dieser nimmt, wie vom iPhone 11 Pro, nun im Ultraweitwinkelbereich auf – besitzt aber auch keine Bildstabilisierung. Es ist also exakt der gleiche Sensor wie der aus dem iPhone 11 Pro. Und er kämpft mit den gleichen unscharfen Rändern.

Doch ein Sensor ist neu und dieser hat es in sich. Der LIDAR-Scanner ist für AR (Argumented Reality) gedacht. Wer das nutzt? Jeder, der einmal die Maßband-App auf dem iPad Pro geöffnet hat, um etwas zu vermessen. Das kann auch ein iPhone heute schon, doch der LIDAR-Scanner nimmt die Umgebung anders war. Er wirft ein Punktegitter via Infrarot auf Oberflächen und das bis zu fünf Meter weit. Dadurch kann er Kanten und Oberflächen erkennen. Diese Informationen werden mit den beiden Kameralinsen dann dafür genutzt, dass das System weiß, wo eine Oberfläche beginnt, diese über eine Kante endet und in eine neue Oberfläche mündet. Der LIDAR-Scanner ist also sinnbildlich die kopierte Face ID Technologie auf der Rückseite des iPad. Leider erzählt Apple zu dem Scanner keine schöne Geschichte. Diese fehlt einfach. Ich bin der Meinung, dass die WWDC 2020 da mit Sicherheit größere Anwendungsgebiete bieten wird.

802.11 ac vs. 802.11ax WLAN 6 (WiFi 6)

Wer auf die neueste WiFi-Technolgie setzt, der bekommt sie mit diesem iPad Pro direkt in die Hand gedrückt. 802.11ax WLAN 6 (WiFi 6) funkt um einiges schneller als 802.11 ac. Die Vorraussetzung ist natürlich, dass man ein solches WiFi-Netzwerk besitzt. Im Pro-Sektor mag es aber schon einige geben, die auf solche Verbindungstechnologien setzen. Ich selbst sehe hier keinen Unterschied, da ich auch weiterhin in einem 802.11 ac MESH-Netzwerk surfen werde. Es ist allerdings schön zu sehen, dass das neue iPad Pro schon auf diese Zukunft setzt.

Ultrabreitband-Chip für räumliches Bewusstsein

Was Apple nicht sagt und auch nicht auflistet, ist ein kleiner Chip. Das iPhone 11 Pro besitzt ihn. Das iPad Pro aus 2020 hat ihn leider nicht. Die Rede ist von dem Ultrabreitband-Chip. Wir wissen noch nicht explizit, was Apple mit diesem genau plant, doch das neue iPad Pro besitzt ihn für die Zukunft leider nicht. Es kann also nicht sagen, ob und wie weit etwas entfernt ist, sondern auch aus welcher Richtung es kommt. Das ist schade. Und und bald sicher schon ein wichtiges Thema.

Klingt nach iBeacon-Technologie, ist es aber nicht. Sollte Apple also in den nächsten Monaten die gemunkelten Tracker veröffentlichen, welche angebracht und zum Orten von Dingen genutzt werden können, so spielt das neue iPad Pro diese Partie nicht mit. Im Klartext heißt dies, dass auch das iPad Pro den Ort eines anderen zu suchenden Gegenstandes nicht genau orten und bestimmen kann. Auch hier bleibt Apple uns noch eine Geschichte schuldig. Und ich denke, dass wir diese zur WWDC 2020 erzählt bekommen werden – wenn auch die AirTag-Sensorik vielleicht vorgestellt und veröffentlicht wird.

Fazit

Für mich wird der Mai erst spannend werden. Denn dann ist auch das passende Zubehör für das iPad Pro verfügbar: Das Magic Keyboard. Dieses nimmt das iPad magnetisch an, stellt es aufrecht hin, lässt den Betrachtungswinkel einstellen, erlaubt die Texteingabe über beleuchtete Tasten und die Bedienung via Trackpad. Wie ein MacBook, aber mobiler und besser und immer mit der Absicht, auch abgenommen und als reines Tablet weitergenutzt werden zu können. Gut, dass dieses Zubehör auch für das 11″ und 12,9″ iPad Pro aus 2018 kompatibel ist und man so mehr Pro aus seinem Tablet machen kann.

Ist das iPad Pro 2020 ein großer Wurf? Nein, eher nicht. Aber es ist eine interne Verbesserung im Detail. Wer jetzt zu einem 11″ oder 12,9″ iPad Pro greift, greift zum neuesten Modell. Erst in der Zukunft wird sich zeigen, ob man nicht vielleicht lieber zum iPad Pro aus 2018 gegriffen hätte. Aber die Entscheidung für ein Vorgängermodell trifft jeder alleine und Apple verkauft nur noch die aktuellste Version des iPad Pro.

Aber dieses Bild kennen wir von jedem Mac, denn auch hier sind es oft nur Details im Inneren, die den Unterschied zum Vorjahresmodell ausmachen. Das iPad Pro ist also auch in diesem Sektor ein Computerersatz. Für jeden Nutzer eines iPad Pro aus 2018 ist das Modell aus 2020 kein Upgrade wert. Außer man weiß nach 1,5 Jahren, dass ein 11″ iPad Pro unterwegs zu klein ist und ein 12,9″ iPad Pro mehr Sinn ergibt. Oder wenn man zum ersten Mal oder nach vielen Jahren zum iPad Pro greift. Oder wenn man einen alten langsamen Windowscomputer gegen eine mobile Arbeitsmaschine ersetzen möchte. Dann macht dieses Modell in allen Punkten immer Sinn.

Wir Menschen reagieren stark auf Unterschiede zwischen Vertrautem und Fremdem, zwischen Gewohntem und Unbekanntem.

∼ Richard von Weizsäcker ∼

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