Wer erinnert sich noch an iOS 7? Und wer erinnert sich noch an eine Funktion namens „iBeacon“? Lange ist es mit beiden Themen her. iOS 7 ist ein uralter Designhut und iBeacon ist in Vergessenheit geraten. Selbst bei Apple ist der Begriff iBeacon zu einem Fremdwort geworden. Doch was ist iBeacon genau und wie könnte man dem Ganzen vielleicht ein Revival verpassen? Und was hat der U1-Chip damit vielleicht zu tun?
Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.
Alles beginnt 2013, …
… als Apple mit iOS 7 auch den Begriff „iBeacon“ einführte. Mit ein paar Erklärungen war schnell klar, worum es sich dabei handelt. iBeacon beschreibt die Funktion eines kleinen Bluetoothsenders. Dieser dient, anders als GPS es im Außenbereich vollbringt, zur Lokalisierung in Räumen. Ein iBeacon ist somit ein fester Punkt in einem Raum. Durch diese Lokalisierung kann ein iPhone in einem Raum genauer geortet werden. Apple nutzte diese Technologie zu Beginn in seinen Stores und schickte dem Besucher einen Push auf dessen iPhone, wenn sich dieser vor einem Gerät an einem Tisch befand. Der Push wurde über einen iBeacon abgesetzt, da sich der Besucher mit seinem iPhone in dessen Nähe befand. Über den Push konnte Apple dann beispielweise einen Link zu dem Produkt schicken, vor dem der Besucher gerade am Tisch steht. iBeacons sollten gerade in der Werbewelt so ein paar neue unter interaktive Dinge ermöglichen.
Sollten …
…, denn bis heute sind iBeacons und die Anwendungen dahinter komplett vergessen. Vielleicht bin ich einer der wenigen Nutzer, welche diese Technologie immer als sehr interessant betrachteten und auch heute noch gern nutzen. So liegt im Handschuhfach meines Autos ein iBeacon. Sehen iPhone und iBeacon sich, so wird eine Aufzeichnung gestartet. Verlasse ich das Auto, so wird die Aufzeichnung beendet. So wird im Hintergrund automatisch getrackt, wie lange ich im Auto sitze. Diese Werte zeichne ich über das Jahr auf und habe so eine kleine und persönliche Auswertung über meine Zeit beim Autofahren. Wie ich das mache, könnt ihr hier nachlesen (⇒LINK).
Schade, dass iBeacons so tot sind.
Nutzt ihr denn iBeacons?— matthias-petrat.com (@mp_com_blog) 27. September 2020
iBeacon vs. U1-Chip
Dass iBeacon nie wirkliche Verwendung fand, ist schade. Ja, es gibt hier und da den ein oder anderen Anwendungsfall, doch zu 99 % war und ist iBeacon eine vergessene und nicht beachtete Technologie. Dennoch könnte sich hier in nächster Zeit etwas anbahnen. Der U1-Chip dient dem iPhone 11, iPhone 11 Pro, iPhone 12, iPhone 12 Pro sowie der Apple Watch Series 6 als Helfer für und bei bestimmten Aufgaben. Aufgaben, welche noch auf ihre Anwendung warten. Der U1-Chip nutzt die Ultrabreitband-Technologie – kurz „UWB“. Hiermit kann er, anders als Bluetooth, eine genaue Distanz zwischen sich und einem anderen U1-Chip bemessen. Zwar kann Bluetooth dies in gewissen Punkten auch über seine Frequenzstärke, doch sehr ungenau. Zumal hier die Bluetoothstandards 5.0 und 4.0 sich eher gegenseitig behindern als unterstützen. Der U1-Chip kann den Abstand zwischen sich und einem anderen Gerät oder Objekt mit U1-Chip auf 10 cm genau bemessen. Und das ist noch nicht alles, denn er kann auch die genaue Ausrichtung bestimmen. Der U1-Chip und die Anwendungsgebiete könnten demnach als einen direkten und stark verbesserten Gedanken der iBeacon-Technologie angesehen werden.
Tracke den Tracker
Doch was sollte ein U1-Chip mit seiner Ultrabreitband-Technologie groß besser machen? Vieles. Sehr vieles. Zum einen können sich zwei Geräte so untereinander verständigen. Eine Apple Watch weiß somit ganz genau, ob, wann und in welcher Entfernung das iPhone zur Kommunikation entfernt ist. Das würde den Anwendungsfall erlauben, dass eine Apple Watch auch zum Entsperren eines iPhone in der Lage ist. In Zeiten von Mund- und Nasenschutz würde die Apple Watch das iPhone in dem Moment entsperren, in dem man Face ID anstößt. Ähnlich der Entsperrung zwischen Apple Watch und Mac, wenn man den Mac aus dem Standby holt. Dieses Szenario würde sich auch auf das iPad übertragen lassen. Die Apple Watch würde den U1-Chip also für den direkten Abgleich der Distanz zwischen sich als Authentifikator und dem zu entsperrenden Gerät nutzen. Auch kann die Apple Watch mit dem U1-Chip so ein iPhone, ein iPad oder ein anderes Gerät oder Objekt mit U1-Chip im Raum orten. Sucht man das iPhone, so pingt die Apple Watch es an uns sagt seinem Nutzer auf 10 cm genau, wo es in der Wohnung liegt.
Wieso sage ich auch immer „Objekte“?
Ganz einfach. Denn was für Geräte mit verbautem U1-Chip gilt, gilt auch für Objekte, welche mit diesem Chip nachträglich ausgerüstet werden können. Die Rede ist von den AirTags. Diese geistern schon lange herum und sollen das Verfolgen von Objekten ermöglichen. Ein kleiner Anhänger, in dem ebenfalls ein U1-Chip steckt, wird so zum Tracker eines Objektes. Angebracht an einem Schlüsselbund, kann ein Gerät mit U1-Chip diesen somit ebenfalls in einem Raum anpingen und exakt auffinden. Man kann somit nichts mehr verlieren. Unklar ist, ob der U1-Chip so autark arbeiten kann, dass auch ein leeres iPhone, iPad oder Co. angepingt und gefunden werden könnte. Apple könnte hier auf eine Low-Energy-Variante setzen, die auch schon für das iPhone und dessen NFC-Chip für den Nahverkehr genutzt wird. Selbst ein leeres iPhone kann so als Fahrkarte für den Eintritt in den öffentlichen Nahverkehr genutzt werden. Wäre auch der U1-Chip für solche Dinge in der Lage, wäre das ein großer Vorteil im Alltag.
Ein AirTag dieser Art würde viele Dinge leichter machen. Zum einen kann man gesuchte Gegenstände schnell auffinden und zum anderen würde man gewisse Dinge schlicht nicht mehr verlieren. Da Apple die Ultrabreitband-Technologie mit GPS koppeln könnte, würden sich Geräte und Objekte mit U1-Chip immer beim letzten Blick zu einem Endgerät ihre GPS-Position merken. Sehen sich iPhone und ein Schlüsselbund mit AirTag also auf naher Distanz und entfernen sich dann voneinander, so wird der letzte Sichtpunkt als GPS-Position gespeichert. So wüsste man auf weitere Entfernung, wo der Schlüsselbund zuletzt lag. Tritt man wieder in den näheren GPS-Umkreis ein, würde wieder die Ultrabreitband-Technologie eingesetzt werden, um in der Nähe zentimetergenau zu orten.
Apple HomeKit – ein großes Anwendungsgebiet
Bisher waren nur das iPhone und das iPad in der Lage mit einem iBeacon zu sprechen. Die Apple Watch spielte hier nie mit. Im Klartext bedeutet dies, dass sie niemals eine Ortung zwischen sich und einem Punkt innerhalb eines Raumes durchführen konnte. Das ändert sich mit der Apple Watch Series 6 und dem verbauten U1-Chip. Und das würde sich noch mehr ändern, wenn der Apple TV einen U1-Chip besitzen würden. Der HomePod mini besitzt zum Glück schon einen U1-Chip. Beide Apple HomeKit Hubs würden somit wissen, ob jemand im Raum ist. Apple Watch und Hub sehen sich via Ultrabreitband-Technologie.
Somit kann ein Apple HomeKit-Zuhause genau abwägen, ob jemand in einem Raum ist und wie nahe. Das würde Automationen einer neuen Art ermöglichen. So könnte das Apple HomeKit-Konstrukt anhand von Automationen genau entscheiden, dass in einem Raum die Lichter ein- oder ausgeschaltet werden, wenn der Träger einer Apple Watch diesen betritt oder verlässt. Auch wäre man so in der Lage Türschlösser noch schneller mit Hilfe der Apple Watch auf- oder zuschließen zu können, da die Authentifizierung direkt vor der Tür von Gerät zu Objekt stattfindet. Apple HomeKit und die Ultrabreitband-Technologie wirken als eines der größten Anwendungsgebiete überhaupt – und man darf hier gerne noch weiter in die Fantasie abschweifen.
Ein neues Kapitel entsteht
Die ganze iBeacon-Geschichte war mehr oder weniger ein Versuch. Intern bei Apple, aber auch extern bei den Anwendern selbst. Sie fand aber keinen großen Anklang, wodurch das Kapitel dieser Geschichte recht kurz wirkt. Bis heute hat schlicht kaum jemand etwas davon mitbekommen. Die Ultrabreitband-Technologie lernt aus dieser Geschichte heraus und schlägt ein neues Kapitel mit seiner ganz eigenen Geschichte auf. Ich bin mir sehr sicher, dass wir hier in den nächsten Jahren ein sehr großes Konstrukt an Anwendungsgebieten sehen und nutzen werden.
Der U1-Chip schließt uns Autotüren und Haustüren auf, er findet den Schlüsselbund, Geldbeutel oder Rucksack in der näheren Umgebung, er weiß, wer und ob jemand im Raum ist und vielleicht erkennt er auch bald die Ausrichtung einer bestimmten Brille auf der Nase und lässt uns AR-Anwendungen komplett neu definieren (⇒LINK). Und vielleicht lässt uns die App „Wo Ist?“ auch bald schon verloren gegangene Geräte und Objekte als vermisst markieren und mit allen Apple-Nutzern weltweit anonym auffinden? Der U1-Chip ist das passende iBeacon-Revival. Und wie schon gesagt: Ihr dürft gerne weiter in die Fantasie abschweifen.
Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen.
∼ Henry Ford – Firmengründer eines Automobilkonzerns ∼
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