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Lange Zeit war es ein Gerücht. Und lange Zeit wussten wir auch nicht genau, was mit dem Mac passiert. Vor allem mit dem iMac waren und sind auch immer noch einige Dinge relativ unklar (⇒LINK). Doch die WWDC 2020 hat einige Tatsachen besiegelt und einen roten Faden für die Zukunft gespannt. Apple lässt Intel-Prozessoren hinter sich und bestückt jeglichen Mac künftig mit einem hauseigenen Prozessor – wie sie es mit dem iPhone und iPad seit Jahren vollziehen. Doch zuvor erscheint noch er – der letzte Intel-Mac.

Der-Jubel-um-den-letzten-Intel-Mac-scaled Der letzte Intel-Mac

Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.

Podcast_Badge_Transparent Der letzte Intel-Mac

Lang ersehnt und doch betrauert.

Es war eigentlich klar, denn er war an sich schon am Horizont zu sehen: Der letzte Intel-Mac lässt es mit seiner Erscheinung nochmals knallen und die Party stilvoll enden. Es war so zu erwarten, denn der iMac wurde mehr als ein Jahr nicht von Apple angefasst. Der iMac Pro seit 2017 überhaupt nicht. Schon zur WWDC 2020 ließ Tim Cook verlauten, dass trotz des Wechsels von Intel zu hauseigenen Prozessoren noch Intel-Macs in der Pipeline stecken. Und wahrscheinlich wusste er es besser als andere, dass es nur ein Intel-Mac sein wird.

Ich warte und warte …

Mein Hauptarbeitsplatz wird durch ein 15″ MacBook Pro (Late 2013) bestimmt. An diesem erledige ich seit nun fast sieben Jahren meine schriftlichen und auch grafischen Arbeiten. Er läuft rund und zuverlässig. Er macht jedes Jahr einen Betriebssystemwechsel mit und ist heute an einem Punkt, an dem man ihn vor sieben Jahren noch nicht sah. Alles arbeitet zuverlässig. Nur bei einigen Features spielt er nicht mehr mit, wie bspw. Sidecar, was ich hier manchmal wirklich vermisse.

Auch AirDrop ist mit einem älteren Mac nicht immer eine Freude, denn iPhone und iPad arbeiten hier technisch auf einem ganz anderen Level als es ein alter Mac tut. Aber ich möchte nicht groß jammern, denn mein Mac arbeitet fleißig und zuverlässig. Dennoch warte ich auf einen Wechsel – auf einen persönlichen. Mein MacBook ist ein stationärer Computer. Er wird nie mitgenommen, sondern steht immer auf dem Schreibtisch. Hier vermisse ich zugleich auch dann USB-C und Thunderbolt 3. Ich begnüge mich noch mit USB-A und Thunderbolt 2, zudem ich aber auch noch einen SD-Kartenschlitz im Gerät besitze. Es braucht also einen neuen stationären Computer.

Daher ist der iMac seit zwei Jahren …

… der gewünschte Kandidat. Der iMac ist schon immer ein wirklich glanzvolles Stück Hardware. Er ist schlicht ein großes und hochauflösendes Display, das auf dem Schreibtisch zu schweben scheint und hinter dem sich all die Computertechnik versteckt. Doch der iMac war die letzten Jahre wirklich kein Hit, wenn man sich einen neuen stationären Computer anschaffen wollte. Auch das Design wirkt mittlerweile altbacken, da es sich seit 2012 nicht weiterentwickelt hat. Vergleicht man die Entwicklung der Designsprache von iPhone und iPad der letzten Jahre mit der des iMac, wirkt dieser wie aus dem Jahr 1995. 2020 hat sich hier aber dann doch noch etwas schlagartig geändert, wenn auch nicht so wie von mir und vielen anderen erhofft. Aber es passierte.

Der iMac hat sein Update erhalten und …

… es wirkt spektakulärer als es auf den ersten Blick scheinen mag. Optisch ist es das bekannte und alte Design, das der iMac seit Jahren hat. Doch es gibt einen Unterschied – das Displayglas. Der iMac Pro sieht hier etwas alt aus, denn als Pro-Maschine besitzt er nicht das Pro-Feature, das dem neuen 27″ iMac 2020 zugesprochen worden ist. Dieser besitzt auf Wunsch ein Display aus Nanotexturglas. Dieses kennt man vom Apple Pro Display XDR  (⇒LINK). Es bricht auftreffendes Licht und verhindert dadurch Reflexionen.

Man kennt dies vielleicht, wenn man mit dem Rücken zum Fenster sitzt und so das dadurch kommende Tageslicht in seinem Computermonitor gespiegelt sieht. Das Nanotexturglas schluckt dies fast komplett und erleichtert den Blick auf den Bildschirminhalt. Der neue 27″ iMac schlägt damit als ein bisher einfacher Kandidat in die Kerbe des Pro-Sektors und lässt den iMac Pro alt aussehen – in vielen Zügen. Das ist aber auch der einzige optische Unterschied, den man von außen erkennt. Und auch nur, wenn man sich für einen Aufpreis von 609 € für das Nanotexturglas entscheidet. Okay, das TrueTone-Display könnte hier auch noch auffallen, sofern man diese Funktion wirklich nutzt. Doch im Inneren des iMac sind die größeren Dinge passiert.

Speedbump!

Nötig waren neue Prozessoren, um den iMac in die richtige Zeit zu hieven. Wahrscheinlich wollte Apple hier schon früher ein Update durchführen, doch vermutlich lag es wieder an der Intel-Roadmap und den ausfallenden Tocs zwischen den Tics. Und auch dies mag ein wesentlicher Grund sein, wieso Apple künftig lieber eigene Prozessoren in seine Mac-Modelle verbauen möchte – man hat seine ganz eigene Roadmap parat. Jeder neue 27″ iMac besitzt nun mindestens einen 6-Kern-Prozessor der 10. Generation, was löblich ist. Das größere Modell hat sogar einen 8-Kern-Prozessor und gegen einen kleinen Aufpreis bestückt man ihn sich auch mit einem 10-Kern-Prozessor. Der iMac Pro sieht so wirklich extrem alt aus!

Ebenfalls kann der 27″ iMac nun bis zu 128 GB an DDR4-RAM aufnehmen und wird dadurch immer interessanter als sein Pro-Bruder aus 2017. Am wichtigsten ist aber der Punkt, dass es keine drehende Festplatte mehr gibt. Halleluja! Kein Fusion-Drive mehr im Jahr 2020. Und es ist fast schon beschämend zu sagen, dass jeder 27″ iMac nun mit einer SSD ausgerüstet ist. Beginnend mit 256 GB und endend mit 8 TB, wenn man das größte Modell wählt. Auch bei den Grafikkarten hat man ordentlich hingelangt und bietet beim größten Modell nun eine Radeon Pro 5700 XT Grafikkarte mit 16 GB GDDR6 Grafikspeicher an. Enorme Kennzahlen, wenn man mich fragt. Konfiguriert man sich diesen 27″ iMac also etwas höher aus, kann man den Blick auf den iMac Pro schlicht vergessen.

Denkste!

Zwar ist dies alles ein netter Speedbump, doch eines lässt der iMac vermissen: Er besitzt nicht das Design der aktiven Kühlung des iMac Pro. In der Praxis bedeutet das, dass der neue 27″ iMac zwar allgemein moderner und schneller wirkt als der iMac Pro aus 2017, dafür lüftet er aber auch schneller und vor allem mehr als es der Pro-Bruder tut. Bei Dauerleistung pustet der neue iMac also viel mehr Luft durch das Gehäuse, um all die Power auch herunterzukühlen als es ein iMac Pro tut. Ein wenig Pro steckt im iMac Pro also dennoch, das der 27″ iMac ihm nun nicht abnehmen konnte.

Fast ebenso beschämend ist die Erwähnung der Tatsache, dass der 27″ iMac nun eine FaceTime-Kamera mit einer 1080p-Auflösung besitzt. Das Vorgängermodell kam noch mit einer 720p-Kamera aus. Auskommen trifft es aber eher nicht direkt und genau dies ist das beschämende an der Sache. Dennoch: Der iMac ist für Videokonferenzen nun ein wenig besser geeignet. Ebenso, weil er nun einen Ring aus drei Mikrofonen besitzt und diese in Studioqualität arbeiten. Kennen wir bereits vom 16″ MacBook Pro und war hier schon sehr beeindruckend. Man sieht und hört einen nun also besser, nutzt man den neuen 27″ iMac für Videochat. 2020! Halleluja! Und all das nur, weil der T2-Chip auch endlich beim iMac Einzug gehalten hat und dieser die Verarbeitung von Video und Audio dieser Art annimmt und verarbeitet.

Der letzte Intel-Mac macht das Licht aus.

Der 27″ iMac hat ein nettes Update erhalten, das scheinbar schon länger fertig war, aber nicht kam. Der kleinere Bruder, der 24″ iMac, hat hingegen kein wirkliches Update erfahren und bleibt fast unverändert. Doch was soll man nun aus all dem herauslesen? Sollte man sich nach der Ankündigung, dass Apple von Intel zu eigenen Prozessoren wechselt, überhaupt noch solch einen Intel-Mac zulegen? Nur wenn es unbedingt sein muss. Wer jetzt einen iMac braucht, der kauft ihn. Wer warten kann, der wartet.

So wird auch diese Kolumne noch auf meinem 15″ MacBook Pro (Late 2013) getippt und auch die künftigen in den nächsten Monaten. Ich kann und muss warten. Der neue iMac ist der letzte seiner Art und auch der letzte Intel-Mac einer Gattung. Zwar gab Apple bekannt, dass der Umstieg auf die eigenen Prozessoren an die zwei Jahre dauern würde, bis jeglicher Mac keinen Intel-Prozessor mehr besitzt und dass man auch weiterhin noch Support für den Intel-Mac leistet, doch wie wahr ist dieses Versprechen auf Dauer? Schon der PowerPC-Mac war nach der damaligen Umstellung auf Intel-Prozessoren sehr schnell vergessen. Der Intel-Mac war hier damals das Zugpferd und kein lahmer Hengst aus alten Tagen. Doch in der Zukunft wird es ein anderes Zugpferd sein.

Man kann sich also jetzt noch einen Intel-Mac kaufen, aber man sollte auch bedenken, dass künftige Mac-Modelle einige Features aufweisen werden, die unter der Intelarchitektur gar nicht machbar gewesen wären. Nicht umsonst ist mit dem iPhone und iPad in den letzten Jahren so viel passiert. FaceID und Co. sind alles Funktionen, welche die Mac-Reihe bisher nie sah, aber nun sehen kann und auch wird. Ein iMac mit Apple Silicon, wie Apple seine eigene Prozessorreihe derzeit noch nennt, wird etliche Neuerungen mit sich bringen und die Energieeffizienz und Rechenleistung wird nur ein Teil davon sein. Es wird künftig das Gesamtbild sein, das hier markant wirkt. Wie das Design des iPhone X und wie das des iPad Pro 2018. Doch bis dahin hat der letzte Intel-Mac es nun noch einmal richtig knallen lassen und mit dem 27″ iMac-Modell in 2020 die Intel-Party an ein lauthallendes Ende gebracht.

Die Welt verändert sich durch dein Vorbild, nicht durch deine Meinung.

∼ Paulo Coelho – brasilianischer Schriftsteller

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