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Noch nie hatte eine Krankheit die moderne Menschheit weltweit so in ihrer Gewalt, wie es COVID-19 hat. Die Coronapandemie und der ganze Lockdown des Weltgeschehens ist eine Weltpremiere. Noch nie traten wir gesellschaftlich und wirtschaftlich derartig auf die Bremse, um schnellstmöglich zum Stehenbleiben einer Infektionswelle beizutragen. Doch nach nun vielen Wochen mit Kontaktverboten zu anderen Mitmenschen und vielen Beschränkungen und Regeln im öffentlichen Umgang mit dem Virus und seinem Ansteckungsrisiko soll Technik nun die Infektionsraten kontrolliert eingrenzen, eine Nachverfolgung möglich machen und so die Pandemie überwinden. Tracking-Apps sollen die Infektionsketten des Coronavirus unterbrechen. Tracking-Apps gegen Corona? Doch um welchen Preis?

Apps-gegen-Corona-Aber-um-welchen-Preis-scaled Tracking-Apps gegen Corona: Um welchen Preis?

Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.

Podcast_Badge_Transparent Tracking-Apps gegen Corona: Um welchen Preis?

Können Tracking-Apps gegen eine Pandemie helfen?

Das ist eine sehr grundlegende Frage und die Antwort liegt hier wahrscheinlich irgendwo zwischen “Ja”, “Jein” und “Nein”. Es weiß einfach niemand. Zumindest weiß es noch niemand, denn dieser Fall stand noch nie auf der Tagesordnung. So neu und tiefgreifend diese Pandemie die Menschheit weltweit betrifft, so neu sind alle Fragen darüber und dazu. Wir wissen nicht, ob wir derzeit mit Lockdowns alles richtig machen, ob Lockerungen davon im richtigen Intervall gewählt sind und welche Folgen all das für uns gesellschaftlich und wirtschaftlich auf Dauer haben wird.

Es sind Fragen, deren Anworten wir vielleicht erst in ein paar Jahren sehr sicher beantworten können. Doch bis dahin gilt es, Fähigkeiten zu erkennen und verfügbare Mittel bestmöglich für den richtigen Nutzen auszuschöpfen. Und hier spielt Technologie nicht nur im direkten Gesundheitswesen eine Rolle. Auch die in der Hosentasche transportierte Technologie kann hier eine bedeutende Rolle spielen. Vor allem, weil wir sowieso eine Abhängigkeit zu unserem Smartphone aufweisen (⇒LINK).

Die Idee hinter den Tracking-Apps gegen Corona …

… spielt sich erst einmal rein technisch und theoretisch ab. Grob erklärt funktioniert die Sache nämlich so, dass ein Smartphonenutzer sich zuerst freiwillig eine App auf seinem Gerät installiert. Ob iOS oder Android, spielt in diesem Moment keine große Rolle. Diese öffnet er danach und gewährt ihr Zugriff auf die Bluetoothschnittstelle des Gerätes. Exakt darüber erfasst die App später (auch im Hintergrund), ob sie ein anderes Gerät via Bluetooth gesehen hat. All das läuft ab diesem Punkt anonym ab. Wenn sich zwei Smartphones unterschiedlicher Nutzer auf diese Weise sehen, kann der eine Nutzer davon später gewarnt werden, sollte der andere Nutzer COVID-19 positiv gewesen sein.

Damit die Tracking-App oder besser gesagt das System dahinter so etwas weiß, müssen sich Leute natürlich testen lassen. Sollte ein Nutzer positiv getestet worden sein, so muss er dieses Ergebnis auch in der App eintragen. Nur so kann er andere schützen! Die Personen, mit denen er direkt oder indirekt Kontakt hatte, können somit alarmiert werden. Bedeutet, dass mögliche Infektionen dadurch weitestgehend verhindert werden können. Möglicherweise infizierte Nutzer durch den positiven Nutzer werden so alarmiert, können sich testen lassen und dadurch wahrscheinlich frühstmöglich ihre Ansteckung in Quarantäne auskurieren und so auch die Ansteckung von weiteren Personen verhindern.

Tracking-Apps gegen Corona: Sinn? Unsinn?

Technisch macht diese Art absolut Sinn. Die Umsetzung und vor allem die korrekte Handhabung ist der nächste wichtige Schritt davon. Zum einen ist und sollte diese Art der App-Nutzung auf freiwilliger Basis passieren. Niemand sollte gezwungen sein, diese Art der Verhütung nutzen zu müssen. Der zweite Punkt ist, dass Leute ihren Status eintragen müssen, sollten sie Symptome erkennen und als positiv getestet worden sein.

Erst dadurch können andere Personen und die ganze Menschenkette dahinter einen Nutzen daraus ziehen und neue Infektionen eingedämmt oder sogar verhindert werden. Wichtig ist es natürlich immer, dass eine an COVID-19 erkrankte Person immer zu Hause bleibt und nicht am Menschengeschehen in der Öffentlichkeit teilnimmt. Es geht also um das Alarmieren nach einem Kontakt und das kann technisch eine große Lösung sein, um Infektionsketten auf schnellstem Wege zu unterbrechen oder auch nur zu verkürzen.

Gefahren und Probleme der Technologie.

Der Datenschutz spielt immer eine wichtige Rolle in diesen Punkten und schnell werden Stimmen laut, die zuvor auch erst gerne laut herumbrüllen, bevor sie sich über die eigene Meinung und Argumentation Gedanken gemacht haben. Aber das sieht und hört man immer wieder. Fakt ist, dass diese Art von Tracking absolut anonym passieren muss und auch auf diesem Gebiet aufgebaut wird.

Niemals darf jetzt oder auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Zuordnung der Daten möglich sein. Bewegungsmuster müssen von Beginn an ohne nennenswerten Datenstempel auflaufen und gesammelt werden. Geschieht dies, hilft das System sich selbst und hilft auch jedem Anwender. Wer jetzt das Nichtinstallieren dieser freiwilligen App mit haltlosen Argumenten einer angeblichen Überwachung begründet, der sollte ab diesem Zeitpunkt vielleicht keine Dienste wie Facebook, Instagram und WhatsApp mehr nutzen und sich über seine Aussagen wirklich nochmals ernste Gedanken machen. Und das Glauben von Verschwörungen half auch übrigens auch noch nie gegen eine Krankheit.

Ein Problem ist aber auch der Status jeder einzelnen Person.

Wer lässt sich testen? Nur derjenige, der Symptome aufweist und akut betroffen ist. Die Dunkelziffer ist hier nicht genannt. Denn es können auch geringfügige Symptome auftreten, wodurch sich Nutzer nicht testen lassen und nicht ihren richtigen Status kennen. Eine infizierte Person mit nicht nennenswerten Symptomen wird sich wahrscheinlich schlicht nicht testen lassen, weil man von einem normalen kleinen Erkältungseffekt ausgeht und so auch weiterhin als Dunkelziffer herumläuft. So sind diese Nutzer eventuell positiv unterwegs, aber nicht als Risiko erkennbar.

Auch hier hilft die App in keinem Fall.

Sie hilft also nur dann, wenn sich jeder beim Erkennen kleinster Symtomen testen lässt, bei einem positiven Befund zum Auskurieren in Quarantäne verbleibt und seinen Status zur Warnung an andere in die App einträgt, damit diese, weil sie vielleicht mit einem in Kontakt standen, gewarnt werden und sich ebenfalls untersuchen lassen. Nur so kann diese Kette unterbrochen werden. Nur das reine Installieren von Tracking-Apps gegen Corona kann also nicht helfen. Es muss aktiv mitgearbeitet und gehandelt werden. Auch ist unklar, wie leicht sich der Status verfälschen lässt. Kann ein Nutzer auch aus Spaß oder aus Versehen seinen Status auf positiv setzen, sich weiterhin mit dieser Falschaussage im Geschehen aufhalten und so auf falsche Weise andere Nutzer als potentiell infiziert warnen lassen? Wer und wie kontrolliert man also dies genau?

Alles ist besser mit Bluetooth! Wirklich?

Ja, diesen Spruch kennen wir. Aber stimmt es wirklich? Erinnern wir uns nicht alle an Probleme mit der drahtlosen Schnittstelle? Bluetooth ist nicht unbedingt die beste Lösung, um Dinge zu verfolgen. Wobei sich dieses Wort sehr negativ anhört. Wir alle haben hier und da schon einmal versucht mit Hilfe von Bluetooth etwas zu finden. Das mag ein Tracker an einer Tasche sein, den man mit dem Smartphone orten und auch piepsen lassen kann. So findet man die Tasche auch in der Wohnung wieder.

Doch wissen wir nicht auch, wie schlecht das funktionieren kann? Bluetooth kann anhand seiner Signalstärke errechnen, wie weit die Entfernung zwischen Sender und Empfänger ist. Vielmehr ist es aber eine Schätzung, denn so ganz genau kann dies nie auf den Meter genau bestimmt werden. Vor allem nicht, wenn Wände, Decken oder andere größere Gegenstände dazwischen sind.

Im Falle von Tracking-Apps gegen das Corona-Virus wäre dies eine technische Falle. Die App würde die Personen warnen. Aber vielleicht auch verfälscht, denn Bluetooth kann kaum wissen, ob eine infizierte Person hinter einer Wand stand oder nicht und dadurch ein Risiko war oder nicht. In diesem Fall würden Nutzer also einfach gewarnt werden, auch wenn das Risiko technisch absolut unbegründet war. In der Praxis bedeutet das, dass eine am Coronavirus infizierte Person, die man nicht direkt sieht, da sie in einem Gebäude im Raum über einem ist, via Bluetooth gesehen wird und als potentielles Risiko dargestellt wird. Vorsicht ist vielleicht gut. Unbegründete Vorsicht mit Sicherheit aber nicht. Es gäbe dadurch viele unbegründete Einstufungen von Risikokontakten und nur, weil Bluetooth nicht das Hausmittel für dieses Tracking ist.

Ich würde behaupten, …

… dass der U1-Chip (zu dem noch immer eine Geschichte seitens Apple fehlt) die technische Raffinesse aufweist, solch ein Tracking definiert durchführen zu können. Doch wir wissen, dass nur das iPhone 11 und iPhone 11 Pro diesen derzeit besitzen und sich das Tracking so nur auf einer sehr kleinen Spielwiese hochdetailliert umsetzen lässt. Hierfür müssten schlicht alle iPhone-Modelle schon diesen Chip besitzen, damit die detaillierte und räumliche Zuordnung auf einem Höhepunkt der Genauigkeit liegen würde. Und in diesem Fall wäre auch jedes Android-Smartphone außen vor, was wahrscheinlich der Grund ist, dass man sich auf das verfügbare Bluetooth geeinigt hat.

Jeder macht sein Ding.

Der nächste große technische Fehler wäre, wenn jeder sein eigenes Ding macht. Deutschland hat seine Tracking-App und jedes andere Land auf der Welt ebenfalls seine eigene. So sind Infektionsketten nur innerhalb eines Landes verfolgbar und können so auch nur innerhalb dieses Landes unterbrochen werden. Über Grenzen hinweg schlägt das System fehl, weil man sich in einem Silo befindet. In dem Moment zerschlägt sich das System selbst. Besser und richtig ist eine geordnete und gebündelte Strategie. Hier greifen zum Beispiel Apple und Google zusammen ein und bilden eine Allianz. iOS und Android arbeiten hierfür mit einer gemeinsamen API zusammen, welche es Tracking-Apps erlaubt, die Daten nutzen und auswerten zu können.

Das hat den Vorteil, dass Daten auf einem Stand sind und so keine Fragmentierung schon vor der eigentlichen App entsteht. Das System funktioniert also nur so gut, wie das Konstrukt dahinter. Und hier gilt es schlicht auf eine Einheitlichkeit zu achten, damit die Daten über Ländergrenzen hinweg genutzt und zur Bekämpfung der Infektionsketten angewendet werden können. Hier ist der Datenschutz die oberste Priorität und wahrscheinlich wäre es nicht Apple, wenn sie bei der Allianz mit Google nicht explizit auf diesen Aspekt gepocht hätten.

Jegliche Arten von Daten sind anonymisiert …

und können keinem Nutzer zugeordnet werden. Auch hat Apple mit Hilfe der eigenen Karten-App nun einen Beitrag dazu geleistet, dass anonymisierte Mobilitätsdaten von 63 Ländern von Regierungen und Gesundheitsbehörden genutzt werden können. Und das ist ein großes und wichtiges Symbol, denn Millionen von iPhone-Modellen sind tagtäglich und auch unterschiedlich unterwegs. In der Infektionskette machen Unterschiede das Ergebnis aus, denn es ist schlicht ein anderes Szenario, ob nur eine Person oder plötzlich vier Personen in einem Fahrzeug sitzen und unterwegs sind. Tracking-Apps gegen Corona und die Daten dahinter können demnach Aufschluss geben, wie Infektionsketten sich allgemein verbreiten und auch entstehen. Hierdurch können Regierungen und Behörden dann gezielt Maßnahmen ergreifen und gegensteuern.

Wichtige Erkenntnis!

Technologie kann wahrscheinlich eine Pandemie eingrenzen oder sogar den Ausbruch in noch nicht infizierten Ländern verhindern. Allerdings kommt es auf die Kernkompetenz an. Alle müssen an einem Strang ziehen. Es sollte weltweit betrachtet nur eine Handvoll dieser Tracking-Apps geben. Der Idealfall wäre natürlich eine App für eine weltweite Anwendung. Die Nutzer sollten freiwillig mitmachen und sich darauf besinnen, dass es nicht nur um sie, sondern auch um alle um sie herum geht. Die Daten sollten so sensibel wie möglich und durchgehend anonym behandelt werden. Nichts davon darf in Jahren noch für etwas anderes genutzt oder eingesetzt werden. Diese Technologie sollte immer ein Werkzeug sein. Und ich bin der Meinung, dass Tracking-Apps Gegen Corona in diesem Fall schlicht Leben retten können und werden.

Nicht die Technik um uns herum lässt uns zu rationalen Menschen entwickeln, sondern eher die Unfähigkeit zu träumen.

∼ Damaris Wieser – deutsche Lyrikerin und Dichterin ∼

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