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Nichts ist so wichtig, wie die Kommunikation zwischen Menschen. Und das bemerken wir immer dann, wenn ein Messaging-Dienst offline ist. Wie groß ist das Geschrei, wenn WhatsApp für einige Zeit down ist und die Interaktion mit anderen Menschen stillstehen muss. Apple startete mit seinem eigenen Messagingdienst im Jahr 2011 durch. Bis heute ist iMessage auf jedem iPhone, iPad oder Mac verfügbar. Und auch die Apple Watch nutzt den Dienst auf ihrem Display am Handgelenk. Doch genau hier ist auch Schluss. Warum ist iMessage kein Service?

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Hardware nicht ohne Software!

Bei Apple gibt es keine Hardware ohne die passende Software. Auch wenn es hier so manch eine Softwaremisere geben mag, die es auszubügeln gilt (⇒LINK). Jedes iPhone, jedes iPad, jede Apple Watch und auch jeder Mac kommt beim Auspacken mit der neuesten verfügbaren Software im Betrieb. Softwareupdates in der Zukunft sind ab diesem Punkt so sicher gesetzt wie das Amen in der Kirche.

So verblüfft waren wir 2011, als ein iPhone mit iOS 5 plötzlich allerhand neuer Dinge erfuhr. Die iCloud erlebte ihren Start schon 2010 und all ihre Funktionen dahinter wurden 2011 bereits erweitert. Sie machten das iPhone erstmals zu einem wirklichen Multitalent, da kein Kabel mehr zwischen iPhone und iTunes verlegt werden musste. Mit Hilfe der iCloud war erstmals das Synchronisieren zwischen iPhone, iPad und Mac möglich – zumindest was Kontakte, Kalendereinträge, Erinnerungen und Notizen angeht.

Doch ein wichtiger Punkt daneben war iMessage.

iMessage ist der Messagingdienst von Apple und von Grund auf so konstruiert, dass sein oberstes Bestreben die Sicherheit und Privatsphäre seiner Nutzer ist. Dennoch sollte er so simpel wie möglich zu nutzen sein. Hier setzte Apple, und tut es auch heute noch, auf eine bekannte und einfache Art der Vernetzung. Jeder Nutzer von iPhone und Co. ist per iMessage erreichbar, sofern der andere seine Mobilfunknummer weiß und besitzt. Es ist ähnlich oder gleich, wie es WhatsApp schon immer vollzieht – aber ohne die Zustimmung, seine gesamten Kontakte auf einen wildfremden Server hochladen zu müssen. Unter iMessage wird lediglich abgeglichen, ob die eingegebene Mobilfunknummer auch für iMessage auf einem Gerät aktiviert wurde. Wenn ja, ändert der Eintrag der Mobilfunknummer seine Farbe von Grün auf Blau.

Es gibt also die Freunde mit den grünen Bubbles und die Freunde mit den blauen Bubbles. Ihr werdet wissen, dass hiermit die SMS- und iMessage-Funktion der Nachrichten-App gemeint ist. Die Nachrichten-App umfasst beide Welten. Sie nimmt die SMS entgegen und auch iMessage-Nachrichten aus dem Apple-Ökosystem. Das hat den Vorteil, dass alle Nachrichten gebündelt an einem Ort liegen. Und dank den iCloud-Funktionen, sind alle Konversationen via iCloud mit allen genutzten Geräten im Abgleich. Du beginnst die Konversation an deinem iPhone, wechselst zum iPad und schreibst weiter und beendest das Gespräch vielleicht danach am Mac. So einfach ist iMessage gestrickt.

Apple only!

Der Name lässt es vermuten und dennoch ist dies kein wirkliches Indiz. iMessage beginnt klassisch mit einem “i” am Anfang und drückt dem Dienst so das bekannte Merkmal aus alten Apple-Tagen auf. Heute ist dieser Zusatz bei neuen Produkten kaum zu sehen. Die Apple Watch hieß nie iWatch und auch Apple Music als Dienst hieß nie iMusic. Das gleiche Spiel gilt auch für Apple TV+ und Apple Arcade. Neue Produkte tragen den Firmennamen im Namen – und die Apple Card und Apple Pay sind hier ebenfalls nicht zu vergessen. Doch wieso ist iMessage bis heute nur ein Bestandteil von Apple-Geräten geblieben? Und wieso wurde nie auf eine Webfunktion des Dienstes gesetzt? Viele Fragen mit vielen Hintergründen.

Apple Music könnte als Kontrastmittel gut als Beispiel dienen.

Der Musikstreamingdienst startete 2015 und ist von Beginn an auf iPhone, iPad und Mac verfügbar. Erst ein wenig später wurde auch dem Apple TV über eine Musik-App die Funktionalität des hauseigenen Musikstreamings gegeben. Doch was viele vergessen, ist die Android-App von Apple Music. Ja, Apple hat relativ zu Beginn des Dienstes intern eine Android-App konzipiert, die es auch Android-Nutzern ermöglicht, ein Abo für Apple Music abzuschließen oder ihr bestehendes Abo von Apple Music zu nutzen. Apple Music ist damit ein Dienst, der in mehreren Welten verfügbar ist – auch in Sachen synchronisierter Mediatheken und Co.

Alles ist Musik …

Kaum einer weiß, dass Apple Music auch im Web genutzt werden kann. Und kaum einer weiß, dass man mit dem noch existierenden iTunes unter Windows sein Apple Music Abo und die Funktionen dahinter nutzen kann. Apple Music kann also in allen drei großen Welten fungieren und arbeitet auch zwischen ihnen. iMessage hat also ein großes Vorbild, was die Verfügbarkeit eines bekannten Dienstes darstellt. Auch die Apple TV App und der Streamingservice Apple TV+ sind nicht nur auf iPhone, iPad, Apple TV und Co. vertreten, sondern auch im Web und auf Fernsehgeräten namhafter Hersteller installiert. iMessage hat also sogar gleich zwei große Vorbilder.

Doch wo möchte Apple mit iMessage eigentlich genau hin? Die Richtung wirkt klar, aber dennoch manchmal etwas schummerig. Klar, im Apple-Ökosystem ist iMessage in seiner Benutzung so intuitiv wie das Nutzen von WhatsApp und Co. Schaut man aber über den Tellerrand, dann fällt man eigentlich direkt herunter. Verständlich, wenn der Rand die Servicelimitierung symbolisiert.

Viel Ausbau, aber nur in eine Richtung.

iMessage erlebte in den letzten Jahren enorme Upgrades. Vielerlei Funktionen wurden hinzugefügt und machten iMessage zu einem sehr großen, aber auch einfach gehaltenen Werkzeug zur Kommunikation. Genau hier liegt allerdings auch die Problematik an der Ausweitung des Dienstes auf andere Plattformen bzw. Ebenen. Funktionen von iMessage sind oft hardwaregebunden. Die Taptic Engine ist hier ein gutes Merkmal, dass Animationen in der Nachrichten-App mit einem physikalischen Feedback versehen sind. Für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen mit Sicherheit kein unwesentlicher Aspekt.

Die Technik von Face ID in der Kombination mit Memojis ist ebenfalls eine Funktion, welche stark an die Hardware gebunden ist. Nutzer älterer iPhone- und iPad-Modelle sind in diesem Zuge von der Funktion ausgeschlossen. Der Mac, eine Plattform ganz ohne Face ID, sowieso komplett. Die Nachrichten-App beherbergt allerdings auch alle Verknüpfungen zu anderen Diensten. So ist mit einem kleinen Sprung das Anrufen via Face Time Audio oder Face Time Video möglich. Wie gießt man also dieses gesamte Konstrukt in eine App, die als Dienst auch unter Android laufen würde und wie verpackt man all dies in eine Webansicht, um iMessage auch im Browser nutzen zu können?

Die Antwort: Gar nicht.

Ein Konstrukt in diesem Ausmaße 1 zu 1 zu portieren ist schier unmöglich, da iMessage nie dafür konzipiert war. Apple Music hingegen wurde von Beginn an mit dem Denken ins Leben gerufen, dass Apple als Anbieter eines Musikstreamingdienstes auf dem gesamten Markt ist. iMessage hingegen wurde Jahre zuvor als Hardwarefunktion und Systemeigenschaft konzipiert. Wäre es möglich, iMessage unter Android verfügbar zu machen? Klar! Aber nicht unter dem gleichnamigen Namen. Es wäre hier Zeit für einen Namenswechsel und “Apple Messages” wäre hier vielleicht nur ein grobes Beispiel.

Doch das Problem steckt im Detail …

… und hier kommen die Sicherheit und die Privatsphäre ins Spiel. iMessage hat die Messlatte so hoch angesetzt, dass der Nachrichtenverkehr in beiden Richtungen permanent verschlüsselt und damit abgesichert ist. Nicht einmal Apple kann in Konversationen hineinschauen und Auskünfte bei Behörden geben. Der Grund, wieso sich Apple immer wieder mit Behörden wie dem FBI in die Haare bekommt.

Würde iMessage als Dienst auch unter Android verfügbar sein, wäre die Kontrolle durch Apple nicht mehr gegeben. Apple könnte nicht mehr garantieren, dass auch unter Android keine absurden Dinge passieren, wodurch die Verschlüsselung beispielsweise außer Kraft treten würde. Wahrscheinlich sind der Verbund von iMessage im Apple-Ökosystem und die komplette Kontrolle darüber daher die Gründe, dass iMessage nie als Dienst auf anderen Plattformen anzutreffen sein wird.

Die Fliege, die nicht geklappt sein will, sitzt am sichersten auf der Klappe.

∼ Georg Christoph Lichtenberg ∼


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