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Jedes Jahr ein großes Softwaregetummel. Zumindest, wenn man in der Apple-Welt lebt und diese auch seit Jahren beobachtet. In einem Zyklus von etwa 12 Monaten bekommen alle denkbaren Apple-Geräte eine neue große Versionsnummer ihrer Firmwareversion aufgedrückt. Und genau an diesem Punkt beginnen auch die Probleme, denn Funktionen stehen hier oft mehr im Vordergrund als die Fehlerbeseitigung und die Stabilität des System. Wie könnte man dieses Zusammenspiel besser machen, damit sich diese Softwaremisere nicht wiederholt?

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Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.

Podcast_Badge_Transparent Die Softwaremisere - Funktion vor Fehlerbeseitigung

Eingestaubter Zyklus

Wir schreiben das Jahr 2007. Das Jahr, in dem das iPhone auf uns traf. Mit ihm kam auch eine neue Softwareplattform auf, denn bekannte Tasten wurden durch ein Multitouchdisplay ersetzt. Darum kümmerte sich das Betriebssystem des iPhone – hier noch iPhone OS genannt. Mit dem iPad im Jahr 2010 wurde diese Software auch für das hauseigene Tablet von Apple als Betriebssystem genutzt – ab diesem Punkt hörte es nicht mehr auf den Namen iPhone OS, sondern nur noch auf iOS.

Jedes Jahr kommen ein oder mehrere neue Modelle von iPhone und iPad auf den Markt. Daran hat sich seit 2010 wenig geändert. Dieser eingestaubte Zyklus war so sicher wie der Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Der Herbst war und ist uns daher immer als die Jahreszeit bekannt, in der iOS einen neuen großen Sprung macht und mit einer neuen Kennzahl als Hauptversion erscheint.

iOS und iPadOS

Da das iPad viele Jahre lang im Softwareschlaf lag und eigentlich immer nur als großes iPhone angesehen werden konnte, war die Lüge über das iPad Pro und seinen Anwendungsfall eigentlich perfekt (⇒LINK). Genau hier tritt aber auch das iPad aus seinem Schattendasein, denn die Spaltung von iPhone und iPad im Softwaresinne sollte 2019 erstmals neue Wege aufzeigen. Fortan gehört iOS nur noch dem iPhone und das iPad darf sich mit seinem eigenen Betriebssystem schmücken – die Rede ist von iPadOS.

Beide Betriebssysteme grenzen sich nicht nur in einzelnen Funktionen voneinander ab, sondern setzen das iPad damit auch endlich mehr in den Fokus, ein kompletter Notebookersatz sein zu können. Alleine die Tatsache, dass iPadOS auf einem iPad Pro das Annehmen von Peripherie über den USB-C Port erlaubt, spricht hier schon Bände für sich.

Schlag auf Schlag

Doch das Ganze hat mittlerweile seine Tücken. Der Release einer neuen, großen Softwarekennzahl bringt einen Druck in der Entwicklung mit sich. Es ist also kein Wunder, dass iOS 13 mit vielerlei Funktionen bespickt wurde, der durchschnittliche Nutzer aber nur den Dunkelmodus des Betriebssystems als wirkliche Neuerung erkennt. Dennoch erzeugt hier vor allem das iPhone den Entwicklungsdruck. Jedes neue iPhone besaß bisher einzigartige Dinge, die es nur mit der neuesten und zeitgleich neuveröffentlichten iOS-Version umsetzen konnte.

Eine neue iPhone-Kamera konnte so nur durch ein neues iOS ihr neues Potential und ihre neuen Funktionen umsetzen und gewährleisten. Die Entwicklung von iOS und iPadOS in neuer Hauptversionierung ist also ein Rennen hinter der Hardware. Alles muss fertig werden, denn die neuen Hardwaremodelle stehen schon vor der Tür und wollen bespielt werden. Die Frage ist mittlerweile nur, ob dieser Werdegang auf Dauer noch so sinnvoll erscheint. Gerade, wenn man sich die Misere mit iOS 13 und iPadOS 13 genauer anschaut.

Fehlerbeseitigung wie ein König

iOS 13 und iPadOS 13 waren mit Sicherheit die holprigsten Softwareveröffentlichungen der letzten Jahre. Eigentlich explodierte bei jedem Nutzer irgendwo etwas anderes, pauschalisierte Fehler auf eine breite Masse festzumachen war schier unmöglich. Die beiden Softwareplattformen waren schlicht übersäht mit Fehlern und machten die Erfahrungen damit mehr als grenzwertig. Es verging fast keine Woche, in der iOS 13 und iPadOS 13 nicht ein Softwareupdate zur Fehlerbehebung erhielten. Und hier waren es, wie gesagt, immer neue Fehler an neuen Orten, die dennoch nicht jeden Nutzer trafen.

  • iOS 13 – Veröffentlichung 19. September 2019
  • iOS 13.1 – Veröffentlichung 24. September 2019
  • iOS 13.1.1 – Veröffentlichung 27. September 2019
  • iOS 13.1.2 – Veröffentlichung 30. September 2019
  • iOS 13.1.3 – Veröffentlichung 15. Oktober 2019
  • iOS 13.2 – Veröffentlichung 28. Oktober 2019
  • iOS 13.2.2 – Veröffentlichung 07. November 2019
  • iOS 13.2.3 – Veröffentlichung 18. November 2019
  • iOS 13.3 – Veröffentlichung 10. Dezember 2019

Ein Rennen gegen die Zeit

Man kann sehr gut erkennen, dass die Softwareupdates wirklich ein Rennen gegen die Zeit darstellen und dies als eine reine Softwaremisere zu betrachten ist. Immer neuere Probleme wurden immer schneller und in kurzen Abständen repariert. Kein Softwarerelease war so fehlerhaft wie es iOS 13 und iPadOS 13 waren oder sind. Fraglich, wie viele Updates die beiden Softwareplattformen nun noch erhalten werden, bis sie mit ihrer neuen Hauptversion glänzen können.

Ja, iOS 14 und iPadOS 14 sind gesetzte Ziele bei Apple und dabei funktionieren die vorherigen Versionen noch nicht einmal durchgängig richtig oder komplett. Die Software rennt der Hardware hinterher und das in etlichen Belangen. Genau aus diesem Grund war das iPad immer ein großes iPhone, da die Software nie mit der Schnelligkeit der Hardwareentwicklung mitkam. Dinge, die sich dringend ändern müssen, denn auch iOS 12 erlebte nach seiner Veröffentlichung ein Meer an Updates zu Fehlerbehebungen. Es wiederholt sich also und es wird sich erneut wiederholen.

Neue Wege und neue Muster

Werden die neuen iPhone-Modelle im Herbst 2020 iOS 14 besitzen? Mit größter Sicherheit werden sie das, denn nur eine neue iOS-Version beherbergt auch all das, was die neue Hardware leisten und umsetzen soll. Das Hardwareteam und das Softwareteam bei Apple rennen mehr oder weniger gegenseitig voneinander weg. Der eine ist hier schneller und der andere dort. Das Softwareteam muss das leisten, was das Hardwareteam vorgibt. So muss das Softwareteam die eine neue Kamerafunktion so hinbekommen, wie sie das Hardwareteam für die neue Kamerasensorik konzipiert hat. Kein leichtes Unterfangen. Schon gar nicht, wenn man nun iOS und iPadOS getrennt voneinander behandelt und sich die beiden Plattformen ab sofort auch getrennt voneinander weiterentwickeln werden – auch wenn sie die gleichen Wurzeln besitzen und diese beibehalten.

Mehr Einsicht als eigene Vorgehensweisen

Betrachtet man sich die Beta-Phasen von iOS und auch iPadOS, dann geschehen hier oft überhebliche Dinge. Nicht nur einmal werden gemeldete Bugs von Apple oftmals ignoriert bzw. beim Melden als Duplikat identifiziert und damit direkt geschlossen. Klar, wo man keine Fehler anerkennt, da gibt es dann schlicht auch keine. Softwarefehler sind immer nur an erster Stelle, und das weiß man mittlerweile, wenn die neueste Hardware darunter leidet. Dies ist die erste Veranlassung, dass ein in der breiten Masse auftretender Fehler angegangen und beseitigt wird. Allerdings bleiben alle anderen Fehler weiterhin unbeachtet liegen und werden mitgeschleift. So besitzt iOS teilweise noch Softwarefehler, welche schon unter iOS 11 auftauchten und bisher nie angegangen wurden. Das Merken der Papierauswahl eines AirPrint-Druckers hier nur als kleines Beispiel.

Leider trifft man auch in der Beta-Phase oft auf keine großen Resonanzen. Ich persönlich merke das daran, dass ich mir die Home-App und alles mit HomeKit unter einer neuen großen Hauptversion betrachte und Fehler über den Bugreporter melde. Fehler melde ich hier detailliert beschrieben, ich lege Screenshots bei und reproduziere Fehler auch oft in einer Bildschirmaufnahme in Videoform. Leider bekommt man hier selten Antwort oder Rückfragen gestellt. Im Gegenteil. Fehler werden oft flott als Duplikat eingestuft und abgewendet. Was schade ist, denn ich glaube kaum, dass viele in der Beta-Phase so stark auf die Home-App achten und hier explizit Fehler melden. Aber ich könnte mich weltweit betrachtet vielleicht auch sehr stark täuschen …

Zeit für ein neues Format!

Für eine neue Hauptversion von iOS und nun auch iPadOS werden schon in den ersten Veranschaulichungen auf der WWDC Funktionen genannt und aufgezeigt, die es erst viel später in die genannten Hauptversionen schaffen. Was angesagt wurde, wird schlicht später geliefert als angekündigt. Das wirkt unfertig und lässt einfach wieder das Rennen zwischen Software- und Hardwareteam erkennen. Wieso künftig nicht solche Funktionen erst dann ankündigen, wenn auch das Punktupdate einer Hauptversion erscheint und die Funktion fertig ist?

In Zeiten von iOS 4 kann ich mich noch gut daran erinnern, dass iOS 4 an sich eine Menge an neuen Funktionen mit sich brachte. iOS 4.3 erhielt dann AirPrint als Funktion, wovon mit iOS 4 schlicht nie die Rede war. Man hat also eine Softwareversion zum Anlass genommen, ein explizites, neues Feature zu veröffentlichen. Sollte das Apple in Zukunft nicht wieder so tun? Wenn die Kamera in einem neuen iPhone also eine Funktion beherrscht, die es erst mit einem späteren Softwareupdate dann auch wirklich kann, dann sollte Apple das einfach für sich behalten und erst dann erwähnen, wenn es an der Tagesordnung ist. So schürt man kein Warten, setzt keine Spekulationen und überrascht dennoch im gleichen Moment.

Schwerer als gedacht!

Das Problem wirkt so einfach und ist doch viel komplizierter und verstrickter. Der Guss aus Software und Hardware ist bei Apple eine fantastische Kombination, die seit Jahrzehnten gut funktioniert und überhaupt möglich macht, dass Apple schnell und unabhängig mit Softwareupdates eingreifen kann. Denn wir wissen auch, dass es auf der Android-Seite hier mehr als gruselig aussieht und auch keine große Besserung in Sicht ist. Und dennoch muss Software wieder performanter sein. Man sollte Stabilität und Geschwindigkeit an erste Stelle stellen und erst dann Funktionen folgen lassen – die im gleichen Fokus zu stehen haben. Denn was bringt das am meisten angepriesene und schnellste Smartphone und Tablet der Welt, wenn die Software nicht mitzieht?

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

∼ Johann Wolfgang von Goethe ∼


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