Siri ist seit vielen Jahren ein wichtiger Bestandteil von iOS und mittlerweile auch von iPadOS, tvOS und macOS. Der HomePod setzt für seine Bedienung komplett auf die Interaktion mit Siri und rückt die Sprachbedienung hier in den Vordergrund. Siri ist aber nicht nur ein Sprachassistent, sondern zugleich die künstliche Intelligenz, die auf jedem Gerät lokal Dinge analysiert und so zum Beispiel auch eine intelligente Spotlightsuche ermöglicht. Doch Siri hat eine lange Vergangenheit und über die möchte ich heute reden.
Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.
Militärische Ursprünge
Die Geschichte des intelligenten Sprachassistenten beginnt sehr früh. Die ersten Forschungen werden auf das Jahr 1966 datiert, als die US-Militärbehörde DARPA (Defence Advanced Research Projects Agency) eine Abteilung zur Erforschung künstlicher Intelligenz, das Artificial Intelligence Center (AIC), gründete. Den ersten Prototypen eines Dialog-Assistenten hatten die Forscher vom AIC bereits 1977 vorgestellt. In den nachfolgenden Jahren wurden die Projekte vom AIC immer komplexer. Siri entstammt dem neueren Projekt PAL (Personal Assistant that Learns). Im Juli 2003 wurde für das Projekt PAL, in der Abteilung für künstliche Intelligenz AIC, ein Finanzierungsprogramm in Höhe von 22 Millionen US-Dollar ausgeschrieben. Die Ausschreibung gewann das SRI (Stanford Research Institute) International, ein naturwissenschaftlich orientiertes Forschungsinstitut der Stanford University. Die Dauer des Finanzprogramms war auf 5 Jahre befristet. Die erste Phase endete somit 2008.
Die Siri Inc.
Die Firma Siri Inc. wurde 2007 von Dag Kittlaus, Adam Cheyer und Tom Gruber gemeinsam mit Norman Winarsky gegründet. Bis November 2009 wurden 24 Millionen US-Dollar in die Entwicklung investiert. Apple kaufte das Unternehmen im April 2010. Mittlerweile ist keiner der Mitbegründer mehr bei Apple. Tom Gruber, Adam Cheyer und Dag Kittlaus haben die Firma nach und nach verlassen. Nachdem William Stasior lange Zeit der Chef der Siri-Entwicklung war und zuvor bei Amazon in der Entwicklung für Suchalgorithmen tätig war, ist es heute John Giannendrea. Er ist der Chef der Entwicklung künstlicher Intelligenzen bei Apple und damit ist natürlich Siri selbst gemeint. John Giannendrea arbeitete zuvor bei Google und widmete sich dort ebenfalls der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen.
Siri ist im nordgermanischen Sprachraum …
… eine Nebenform von ,,Sigrid“ oder eine Variante des finnischen weiblichen Vornamens ,,Siro“. Und vor gar nicht langer Zeit feierte Siri ihren neunten Geburtstag. Sie wurde am 4. Oktober 2011 mit dem iPhone 4S vorgestellt und war ein exklusives Feature des neuen iPhone-Modells. Sie half seitdem täglich Millionen von Leuten. Siri stellt den Wecker für den nächsten Morgen, verfasst und verschickt E-Mails, Nachrichten, erstellt Kalendereinträge und Erinnerungen, führt Umkreissuchen durch, hört bei Diktaten auf’s Wort und verfasst das Ganze als Text. Sie sagt uns, wie das Wetter wird und noch viel mehr. Doch bis zur heutigen Cleverness und Intelligenz vergingen viele Jahre. Sie durchlief viele Entwicklungsstadien, um das zu sein, was sie heute ist: Ein intelligenter Sprachassistent, der uns versteht. Der aber nicht nur versteht, was wir sagen, sondern der oft versteht, was wir meinen.
Der größte Bildschirm im Zuhause …
… war ein großer weiterer Schritt für die Apple Sprachassistentin. Sie startete 2015 auf tvOS, dem neuen Betriebssystem des Apple TV, und sollte hier fortan für die schnelle Suche von Filminhalten zur Verfügung stehen. Bis heute hat sich Siri auf dem Apple TV anders entwickelt als sie es auf allen anderen Apple-Geräten tat. Allerdings ist Siri prinzipiell immer gleich – egal, ob in der Hosentasche oder am Handgelenk. Schlicht die Funktionen dahinter sind von Apple aktiviert oder deaktiviert. So ist Siri auf dem Apple TV eher auf das Finden von Medien getrimmt, wohingegen Siri auf dem HomePod sehr auf das Zuhören durch ganze Räume spezialisiert ist.
Auf dem iPhone und iPad wiederum sitzt Siri tief im System und analysiert das Benutzerverhalten. Aufgrund dessen ist Siri auf diesen Geräten dazu getrimmt worden, dem Nutzer Vorschläge nach bekannten Abläufen vorzuschlagen. So ist es die Siri-KI, welche unter iOS 14 und iPadOS 14 die Apple HomeKit-Geräte zum Bedienen im Kontrollzentrum nach einer bestimmten Tageszeit vorschlägt. Siri ist also viel mehr als es eine Antwort per Sprachausgabe vermuten lässt. Im September 2017 zog Siri auch unter macOS ein und kann seitdem auch auf dem Mac Dateien auffinden, Programme öffnen, Kalendereinträge anlegen und noch vieles mehr. Auf dem Mac unterstützt Siri derzeit, bis auf Systemfunktionen, fast alle Befehle wie die unter iOS und iPadOS.
Cleverer als die anderen?
Siri wird heute oft nur auf ihre reine Funktion als Sprachassistentin heruntergebrochen. Es stimmt – in vielen Dingen ist sie leider oft begriffsstutzig und kann einem dann auch keine konkrete Antwort auf eine Frage geben. Allerdings sind auch manche Menschen gegenüber in der Lage hier mitzuspielen. Es kommt oftmals auf die Frage an und die ist oft wichtiger als die zu erwartende Antwort. Manch eine Frage ist nämlich manchmal auch gar keine. Dennoch hat Siri einige Dinge aufzuholen. Und dennoch – Google und Amazon sind mit ihren Assistenten nicht wirklich weiter. Auch wenn hier viele Dinge probiert werden, stolpern auch Alexa und der Google Assistant immer wieder und liefern nicht den gewünschten Effekt. Weil es Maschinen oder vielmehr Programme sind, die nicht abwägen, sondern nur eine Entscheidung treffen können.
Die Zukunft von Siri?
Wenn man das alles einmal sacken lässt, sieht man, dass Siri eine sehr lange Vergangenheit aufzuweisen hat. Ihre Grundbausteine stammen aus einer Zeit, in der eher militärische als gesellschaftliche Zwecke eine Rolle spielten. Heute kann man sicher sein, dass keine dieser alten Bausteine noch eine Existenz in Siri hat – weder technisch, noch moralisch. Wie sieht die Zukunft von Siri also womöglich aus? Was wir 2011 sahen und hörten, war Geplapper eines Kleinkindes. Es war witzig zu sehen, dass ein iPhone eine Frage beantwortet oder angeblich rot wird, wenn man eine zu intime Frage stellte. Heute langweilt einen aber so etwas eher. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man mit Siri heute alle Lichter im Haus durch einen einzelnen Zuruf einschaltet.
Mittlerweile ist Siri schlicht kein reiner Sprachassistent mehr, wie ihn viele verstehen, sondern ein fester OS-Bestandteil. Siri ist in gewisser Weise das System. Sie lernt dadurch rein lokal und unbemerkt im Hintergrund mit und hilft somit dann, wenn sie meint, dass sie helfen kann und sollte. Vorschläge für App-Nutzungen, automatische Erkennung von Terminen in Nachrichten und E-Mails, das Ersetzen von Wörtern durch Emojis, Erkennung von Gesichtern in Fotos der iCloud-Fotomediathek und noch unendliche andere Sachen sind alles von der Siri-KI errechnete und bedachte Dinge, die uns im Alltag mittlerweile ganz normal vorkommen. Wird es also vielleicht in etlichen Jahren ein reines SiriOS geben, mit dem die Geräte in Zukunft arbeiten? Denn wie würde eine Brille von Apple sonst bedient werden können (⇒LINK)?
KI ist sehr gut darin, die Welt zu beschreiben, so wie sie heute ist, mit all ihren Vorurteilen. Aber KI weiß nicht, wie die Welt sein sollte.
∼ Elizer Yudkowsky – KI-Forscher ∼
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