Jeder Mensch besitzt seinen ganz eigenen Geschmack, gerade wenn es um Filminhalte geht. So sind Kinosäle bei manchen Filmen gut gefüllt – bei sog. Blockbustern – und manchmal gähnend leer. Auch zu Hause auf der Couch werden wir mit unterschiedlichsten Filmangeboten unterhalten, was uns schon als Medienflut fast zum Ertrinken bringt (⇒LINK). Apple reitet hier seit 2006 auf seiner ganz eigenen Welle. Der Apple TV ist seitdem ein bekanntes Bild in einigen Lowboards unter Fernsehern und die Geschichte vom Start bis heute ist eine lange.
Diese Kolumne ist auch als Podcast verfügbar.
Eine Set-Top-Box der ersten Art.
Wenn wir uns an 2007 zurückerinnern, dann kommt uns wahrscheinlich als erstes das iPhone in den Sinn. Hier waren Medien wie Fotos, Filme und TV-Serien erstmals über ein mobiles Gerät – das Smartphone – zu bestaunen. iTunes lieferte hierfür auch die passenden Trailer an die Hand und brachte einen Vorgeschmack hierfür. Zu dieser Zeit war das Kaufen von Musik, Filmen und TV-Serien noch gängig. Eine Zeit, in der wir vor allem den iPod so noch mit Musiktiteln für unterwegs versorgten. Doch ein Jahr vor dem iPhone, am 12. September 2006 (also genau an meinem 19. Geburtstag), legte Apple einen ganz anderen Grundstein. Und diesen direkt im Wohnzimmer. Der iTV sollte digitale Inhalte aus iTunes ins Wohnzimmer bringen.
Der Apple TV schlug als fertiges Produkt im März 2007 als Set-Top-Box auf. Moment! Dieses Gerät hieß doch eben noch iTV. Stimmt. Da dieser Name aber bereits von einer anderen Firma als Produktname genutzt wurde, taufte man den iTV in Apple TV um. Der Apple TV gliederte sich mit seinem quadratischen Aluminiumgehäuse und seinen abgerundeten Ecken unscheinbar in das Wohnzimmerbild ein. Er war der erste seiner Art und wollte die Dinge etwas anders angehen. Steve Jobs war der Meinung, dass jeder schon ein Gerät zum Abspielen von DVDs, CDs und zum Aufnehmen von Filmen besaß. Es fehlte aber noch ein iTunes-Abspielgerät: Genau das sollte der Apple TV hier ermöglichen.
Analoge Zeit im Wandel der Digitalisierung.
Dieses Bild war relativ weit verbreitet: Gestapelte Geräte unter dem Fernseher, wie DVD-Player, Verstärker oder Spielekonsole. Und obendrauf lag einfach künftig ein Apple TV. Dieser brachte noch allerhand Anschlüsse auf der Rückseite mit sich, viele davon analog und heute fast vergessen. Gerade für den Ton gab es hier noch einige analoge Anschlüsse – heute nicht mehr relevant. Im Inneren drehte eine Festplatte mit einer Kapazität von 40 GB, welche Musik und Filme via iTunes auch kabelgebunden annahm und sich wie ein iPod bespielen ließ. Später dreht auf Wunsch auch eine 160 GB Festplatte im Inneren. Ähnlichkeit mit einem iPod aus früheren Zeiten ist vorhanden, auch wenn er mehr einem früheren Mac mini oder einer damaligen Time Capsule ähnelte. Eigentlich hatte man somit einen iPod für allerhand Medien unter dem Fernseher stehen. Doch auch WLAN war ein Thema. Zur ersten Präsentation war dies die angepriesene Kernfunktion. Alles sollte nur gestreamt werden. Doch im Endprodukt 2007 fand man dann – genau! – die eben genannte Festplatte vor. Offensichtlich war dieser erste Schritt eines noch langen Weges der bessere und leichtere, um Nutzern einen Einsteig zu gewähren.
Mac OS X als Grundsatz.
Das Betriebssystem wurde einfach der Computersparte abgeknöpft. Auf dem Apple TV lief eine modifizierte Art von Mac OS X. Wir reden hier von Mac OS Tiger. Diesen Namen kennen junge Nutzer mit Sicherheit nur noch flüchtig. Heute nennt man das Betriebssystem der Mac-Sparte aber weiterhin schlicht und einfach “macOS”. Vor das eigentliche Mac OS X zog man einfach einen Vorhang und lieferte diese Ansicht als Benutzeroberfläche aus. Diese war auf die nur wesentlichen Dinge fokussiert.
Der Apple TV hatte lange Zeit Mac OS X als Vorbild und bekam auch so seine Updates ab und zu ausgeliefert. Natürlich aktualisierte man den Apple TV damals wie einen iPod mit Hilfe einer Kabelverbindung via iTunes. Der Apple TV gehörte ganz offiziell in die Kategorie “iPod & iTunes”. Damit war und ist heute offiziell klar, in wessen Fußstapfen man ihn treten ließ. WLAN war aber dennoch weiterhin eine Kernfunktion, denn mit Hilfe der drahtlosen Schnittstelle konnte man auch so die Festplatte des Apple TV über iTunes befüllen. Man nannte diesen Vorgang aber eher nur Synchronisieren, weil es eben ein iPod war. Man sieht aber, dass Apple hier schon vor vielen Jahren das Synchronisieren von Geräten untereinander auf drahtlosem Wege anstrebte. Dinge, die wir später mit dem iPhone besser kennenlernten.
Die zweite Generation – Formwandel und eine längere Beständigkeit.
Der Apple TV wurde 2010 in seiner zweiten Version vorgestellt. Er unterschied sich vor allem in seinem Design. Aluminium verschwand komplett und ein schwarzer, quadratischer Würfel wurde aus ihm. Natürlich weiterhin mit abgerundeten Ecken. Deutsche Filme waren übrigens erst ab 2009 in Deutschland via iTunes erhältlich. Deutschland war also nicht, wie heute so oft, in einen direkten Marktstart involviert. Die zweite Version brachte vor allem HD-Inhalte erstmals auf den Fernsehbildschirm. Damals noch 720p – etwas relativ Gängiges zu dieser Zeit. Im Apple TV der zweiten Generation schlug erstmals ein eigener Apple-Prozessor: Der A4-Prozessor, der auch beim iPhone 4 zur Verwendung kam. Eine weitere Neuerung war AirPlay: Damit konnten Nutzer erstmals im WLAN-Netzwerk Inhalte von iPhone, iPad und iPod touch zum Fernseher über den Apple TV streamen.
So manche Fotosammlung konnte dadurch nun viel schneller und einfacher als bisher auf dem (großen) Bildschirm im Wohnzimmer gezeigt werden. Und auch die über Jahre hinweg gepflegte iTunes-Bibliothek konnte so den Weg vom Mac/PC auf den Fernseher finden. Jegliche Bild-, Video- und Musikinhalte konnten so via iPhone, iPad, Mac/PC und iPod touch ihren Weg auf den Fernseher und die ggf. daran angeschlossene Soundanlage finden. Damals eine wirklich große Innovation. Hier lebte auch die Jailbreak-Community ein wenig auf: Diese modifizierte die Firmware des Apple TV derart, dass er auch Formate wie DivX, Xvid und Matroska (mkv) abspielen konnte. Denn Apple erlaubte nur das Abspielen von Formaten, die auch der Quick Time Player auf dem Mac/PC unterstützte.
Die dritte Generation – Modellpflege für die Zukunft.
Im März 2012 war die Zeit reif für eine dritte Generation der Set-Top-Box. Äußerlich blieb alles beim alten. Die wirklichen Neuerungen spielten sich im Inneren ab. Hier waren nun 512 MB an Arbeitsspeicher verbaut. Zuvor, bei der ersten und zweiten Generation, waren es nur 256 MB. Durch mehr RAM konnte das Gerät auch Inhalte in Full-HD – also 1080p – wiedergeben. Auch das Prozessorupdate trug hierzu seinen großen Teil bei. Wir sprechen hier vom A5-Prozessor, der auch beim iPhone 5 und iPhone 5C zum Einsatz kam. 2013 änderte man intern ein paar kleinere Dinge und konnte somit durch eine Veränderung des Chipdesigns Stromeinsparungen erzielen. Von der dritten Generation des Apple TV gibt es somit zwei Revisionen.
Die vierte Generation – weg mit Mac OS X und her mit tvOS.
Präsentiert im September 2015 und erhältlich ab darauffolgendem Oktober, war es die vierte Generation des Apple TV, welche viele Dinge künftig komplett umkrempeln sollte. Das Design blieb gleich, allerdings wurde die Set-Top-Box etwas höher. Der Apple A8-Prozessor und 2 GB an Arbeitsspeicher machten den Apple TV zu einem kleinen Kraftzwerg unter dem Flachbildfernseher im Wohnzimmer. Und diese Kraft brauchte er auch.
tvOS war sein neues Betriebssystem und damit konnte er nun deutlich mehr als zuvor. Zum einen waren es nun wirkliche Apps aus einem App Store und keine vorinstallierten Inhalte aus einer xml-Datei. Auf der Rückseite besaß das Gerät nun keinen micro-USB-Port mehr, sondern einen USB-C-Port. Hierüber konnte man, wie zuvor auch, in Notfällen den Apple TV via iTunes zurücksetzen. Erstmals konnte man mit dem Apple TV der vierten Generation so aber auch via Xcode direkt seine Apps entwicklen. Da der Apple TV mit tvOS richtige Apps besaß, konnten Entwickler Apps für dessen App Store programmieren. Darunter Apps für Videoinhalte, aber auch Spiele.
Wir wissen aber alle, dass Apple die Sache mit den Mobile Games unter iPhone und iPad eher durch Zufall auf die Füße fiel. Das wollten sie auch unter dem Apple TV wagen, es fruchtete jedoch bis heute nicht. Niemand, den ich kenne, spielt freiwillig auf dem Apple TV ein Spiel – daran hat auch Apple Arcade bisher nichts geändert. Dennoch gut, dass es hier mittlerweile einen Ort für gebündeltes Spielerlebnis gibt.
“Wie kann ich behilflich sein?“
32 GB oder 64 GB waren die möglichen Speicherausstattungen der vierten Apple TV Generation. Nur wer große Apps, meist Spiele, installiert hat, kam an die Grenzen der 32 GB und griff zu einem 64-GB-Modell. Herzstück war aber Siri, welche so erstmals Platz auf dem vermutlich größten Display im Zuhause erhielt. Siri funktioniert bis heute unter tvOS ein wenig anders und konzentriert sich mit ihrer Hilfe eher auf das Auffinden von Videoinhalten. So kann man ihr Namen von Schauspielern nennen, wodurch sie Filme und Serien mit diesen sucht und das Ergebnis aufbereitet anzeigt.
Die Siri-Remote ist hierfür das Bedienelement und löste damit auch die Fernbedienung aus Aluminium ab. Der Apple TV der vierten Generation war auch die erste Version, welche als richtiger HomeKit-Hub fungierte und sich zu Hause um die Steuerung aus der Ferne und um die automatische Ausführung von angelegten Automationen kümmerte. Die dritte Generation des Apple TV kann/konnte sich nur um die Automationen kümmern, aber keinen Fernzugriff ermöglichen. tvOS hatte also mit dem Start des Apple TV der vierten Generation einige Besonderheiten und machte viele Dinge komplett neu und zugleich funktioneller.
Die fünfte Generation – UHD und HDR.
Das Design blieb gleich, allerdings besaß die Set-Top-Box im unteren Teil einen kleinen Lüfter. Dieser war und ist notwendig, da der A10 X Fusion Prozessor einiges mehr leisten muss und ab und an etwas kühle Luft zugefächtert bekommen möchte. Grund für die höhere Leistung ist vor allem seine Möglichkeit auch UHD-Inhalte wiedergeben zu können, diese auch in HDR und/oder Dolby Vision. Also wesentlich mehr Material, das da codiert und durchgeschoben werden muss. Der Apple TV der fünften Generation arbeitete erstmals mit Bluetooth 5.0 und machte somit auch die Steuerung von HomeKit-Geräten in der Nähe um einiges flotter. Zudem kam WLAN-ac ins Spiel, wodurch es überhaupt erst möglich wurde, UHD-Inhalte schnell genug aus dem Internet abzurufen. Gigabit-Ethernet und 3 GB an RAM runden das Gerät in seinem Gesamtbild ab.
Was passiert mit dem Apple TV in Zukunft?
Der Apple TV könnte gut und gerne sein Design ändern. Realistisch betrachtet müsste er dies allerdings nicht, denn er wirkt ideal. Vielleicht wäre ein Gehäuse aus Aluminium aus früheren Zeiten, aber mit den derzeitigen Abmessungen, ein schöner Kontrast und zugleich Hingucker. Aber wer hat seinen Apple TV schon permanent im Sichtfeld im Wohnzimmer? Schon länger war meine Vermutung, dass der Apple TV mehr in Sachen Apple HomeKit mitspielt und exakt dies tut er mittlerweile auch – und mit tvOS 14 noch mehr. Er arbeitet unscheinbar und still im Netzwerk und analysiert gesehene Bilder von Apple HomeKit-Kameras. Dadurch ist eine abgesicherte Gesichtserkennung möglich, die nur im Netzwerk passiert und keinen Wolkendienst benötigt. Und damit der Apple TV hier nicht ganz alleine arbeiten muss, kann auch ein HomePod diese Funktion umsetzen. Der Apple TV möchte zentraler Unterhaltungspunkt im Wohnzimmer sein und das schafft er auch – gerade durch die Anbindung an alle denkbaren Streamingdienste von Film, TV-Serien und Musik ist der Apple TV eine ganze große Sache, die gerne vergessen und übersehen wird.
Es ist dem geselligen Menschen ganz gleichgültig, ob er nutzt oder schadet, wenn er nur unterhalten wird.
∼ Johann Wolfgang von Goethe – deutscher Dichter ∼
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