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In Jugendzeiten hatten einige von uns mit Sicherheit eine digitale Armbanduhr am Handgelenk. Weil es cool war, man die Zeit immer wusste und auch Gimmicks wie eine Stoppuhr mit dabei hatte. Andere trugen vielleicht lieber klassischere Uhren, mit Lederband und rundem Zifferblatt. Irgendwann ging dieser Stil aber ein wenig verloren, denn die Uhrzeit hatte man plötzlich, neben anderen Funktionen, griffbereit in der Hosentasche. Den Blick warf man hierfür einfach auf sein iPhone. Mir selbst erging es exakt so und wahrscheinlich bin ich da nicht ganz alleine, wenn ich sage, dass ich mit dem iPhone eigentlich nie eine Armbanduhr am Handgelenk vermisst habe. Aber da war halt diese eine Sache vor vier Jahren, die plötzlich etwas vermissen ließ. Und jetzt ist 2019 – Zeit für die Apple Watch Series 5.

Die_Apple_Watch_Series_5_OLED_OlwaysOnDisplay_Kolumne_Artikelbild Die Apple Watch Series 5

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Podcast_Badge_Transparent Die Apple Watch Series 5

Keine Uhr wie jede andere.

Mit der Vorstellung der Apple Watch im Jahr 2015 war für viele, und vor allem für mich, klar, dass eine Armbanduhr von Apple keine gewöhnliche Uhr ist. Die Produktvorstellung war clever gewählt, denn man stellte die Apple Watch Monate vor dem wirklichen Verkaufsstart vor. So konnte man sich lange über den leeren Platz am Handgelenk und dessen Belegung durch eine Armbanduhr überlegen. Jeder, der eine Apple Watch Series 0 trug, machte die Entscheidungsprozesse mit, ob es lieber die 38mm- oder die 42mm-Variante der Apple Watch sein sollte, ob es Leder, Stahl oder elastischer Kunststoff als Armbandmaterial sein sollte und welche Farbe das Armband besitzen sollte.

Natürlich war auch nicht unbedingt klar, ob man das Uhrengehäuse aus Aluminium, poliertem Edelstahl oder 18 Karat Echtgold den Mitmenschen zeigen wollte. Viele Fragen, die heute immer wieder einmal im Jahr aufkommen. Oder zumindest immer dann, wenn die Apple Watch durch ein neues Modell ersetzt werden soll. 2019 schlägt die Apple Watch Series 5 eine ganz neue Zeitepoche an, auch wenn die Zeit vielleicht nur langsam verrinnt.

Die Apple Watch Series 5 – Altbekanntes ganz neu.

Die Apple Watch Series 5 ist nicht viel mehr als eine Apple Watch Series 4. Ende der Diskussion. Naja, so könnte man es natürlich nüchtern betrachtet ausdrücken. Ich persönlich sehe es aber nicht so und beleuchte solche einfachen Aussagen gerne von ganz anderen Perspektiven. Im Grund hat die Apple Watch Series 3 schon ganz klar aufgezeigt, wo die Reise hingeht – auch wenn man das auf den ersten Blick so nicht sehen und erkennen mag. Ich vergleiche die Apple Watch immer sehr gerne mit den ersten Jahren des iPhone. Was wir heute in Perfektion als iPhone nutzen, hat kaum noch etwas mit dem iPhone-Start aus 2007 zu tun. Auch die Apple Watch Series 5 zeigt in diesem Jahr, dass der Start der Apple Watch in 2015 wirklich nichts mehr mit der neuen Uhrengeneration zu tun hat.

Innovation ist nicht ein Begriff, der etwas völlig Neues und/oder Unbekanntes betitelt. Es ist auch keine Bezeichnung für etwas, das uns von heute auf morgen unzählige Aufgaben automatisch abnimmt. Und leider sehen es viele immer exakt so. Das Rad wird nicht jedes Jahr aufs Neue erfunden. Das kann niemand und möchte an sich auch niemand. Vielleicht hatte Apple damals mit dem iPhone, aber auch zuvor mit dem iPod, schlicht Glück zum korrekten Zeitpunkt aufzuschlagen. Und die Apple Watch schlägt da in die gleiche Kerbe. So wie das iPhone heute kein “Telefon” ist, so ist die Apple Watch heute auch keine “Uhr”. 

Heute ist nicht gestern oder vorgestern.

Die Apple Watch Series 5 sieht von außen wie das Vorjahresmodell aus. Nur der Kenner wird sehen, dass das Gehäuse eventuell aus hellem oder dunklem Titan besteht und auch nur der Kenner wird sehen, dass es sich vielleicht sogar um ein weißes Keramikgehäuse handelt. Was die Series 4 vermissen ließ, holt die Series 5 nach. Dem Uhrenträger steht nun eine größere Auswahl der persönlichen Kombination aus Gehäuse- und Armbandmaterial zur Verfügung. Nicht die leichteste Sache, aber online und auch im Apple Store ist Durch- und Anprobieren viel einfacher und persönlicher als zuvor.

Es reicht, wenn man sich seine Uhr im passenden Gehäusematerial mit nur einem Armband zulegt. Käufer einer Apple Watch Edition bekommen übrigens immer ein Sportarmband kostenlos dazu. Man ist hier also direkt mit zwei Armbändern ausgestattet und kann einmal im Alltag damit flanieren gehen, aber auch den sportlichen Aktivitäten nachgehen – so ein Armbandwechsel ist eine 10-Sekunden-Sache. Übrigens kann ich alle Armbänder von Apple empfehlen, denn diese sind einfach passgenau und sitzen wie sie sollen. Vor allem das Sport Loop ist eine persönliche Empfehlung von mir und sowohl für den Alltag als auch für die sportlichen Stunden tauglich.

Mit dem Always-On-Display hat man immer die Zeit im Blick.

Der Blick auf eine Uhr war immer dann nötig, wenn man die Uhrzeit wissen wollte. Dies konnte man fast mit schielendem Blick hinbekommen, ohne groß sein Handgelenk für eine Drehung bemühen zu müssen. Die Apple Watch machte das von Beginn etwas anders. Beim Anheben und Drehen zum Gesicht aktivierte sich immer das zuvor deaktivierte Display und zeigte das eingestellte Zifferblatt und die Uhrzeit an. Das störte so manchen, doch ab diesem Jahr dürfte sich das erledigt haben.

Die Apple Watch Series 5 zeigt auf Wunsch permanent die aktuelle Uhrzeit an. Somit kann kann man auch ohne Bemühungen des Handgelenks auf die Uhr schielen und weiß die Uhrzeit direkt und ohne sichtlichen Hinweis, dass man auf seine Uhr schauen würde. Ist es heute eigentlich auch mit einer Apple Watch immer noch ein soziales Problem, wenn man vor anderen Menschen auf die Uhr schaut? Löst es auf der anderen Seite immer noch aus, dass man eigentlich keine Zeit hat oder vielleicht sogar gelangweilt wird?

Irgendwie hat mich die Uhr ab 2015 gelehrt, dass nur der aktive Blick auf die Uhr mir die Uhrzeit sagt, zusätzlich zu all den anderen Informationen auf dem Zifferblatt. Nur wenn ich aktiv danach fordere, bekomme ich auch eine Information und das finde ich korrekt so. Weswegen auch nur wissenswerte Push-Nachrichten vom iPhone auf das Handgelenk geleitet werden – der Fokus sollte einfach stimmig gesetzt sein.

Und dennoch ist das Alway-On-Display ein Reiz für sich.

Wer das Always-On-Display aktiviert hat, der verbaucht für dieses Feature am Tag gut und gerne 30% an Akku. Dafür bekommt er aber auch zu jeder Zeit die Uhrzeit mit einem schielenden Blick gezeigt. Vor allem sieht hier auch jeder Kenner schon von außen, dass es sich nicht um die Series 4, sondern Series 5 handelt. Aber die Akkulaufzeit ist nicht das Problem an der Sache, denn diese ist wie bei der Series 4 auch bei der Series 5 mit 18 Stunden angegeben. Wer also die Uhr am Morgen anzieht und sie über Nacht für den nächsten Tag auflädt, der wird niemals in ein Batterieloch fallen. Ich bin da aber etwas anders und trage die Uhr auch über Nacht. Zum einen zeichne ich so den Schlaf über Nacht auf (⇒LINK), zum anderen tippt mich die Uhr morgens lautlos an und weckt mich dadurch zur gewünschten Uhrzeit.

Ein nicht gewöhnlicher Apple Watch Alltag, den ich da pflege.

Das Aufzeichnen des Schlafs und immer sichtbare Uhrzeit haben hier aber ihren Preis – und der ist niedriger, als man vermuten mag. Beim Aufstehen wandert die Uhr vom Handgelenk auf ihre Ladestation neben dem Bett. Hier kann sie Energie nachtanken, während ich im Badezimmer bin, mich angezogen habe, der erste Kaffee in die Tasse läuft und ich die über Nacht eingegangenen Neuigkeiten auf dem iPhone lese oder beantworte. In dieser knappen Stunde ist die Apple Watch aufgeladen und bereit für den Tag.

Am Abend wandert die Uhr dann am Schreibtisch auf eine Ladestation und tankt hier Energie nach. In dieser Zeit arbeite ich meist noch Dinge am Mac weg und lege die Uhr dann nach einer Stunde wieder für den Restabend und die Nacht an. Es ist eine Gewohnheit, die ich auch so schon mit der Series 4 und auch mit der Series 3 pflege. Für mich ist ein wahrnehmbarer Mehrverbrauch des Akkus also kein Alltagsproblem. Wer das so nicht absolviert, lädt die Uhr über Nacht und nutzt sie über Tag. Wie gesagt, ein Batterieloch gibt es absolut nicht.

Kappt die Seile, wir stechen in See.

So würde man die Aufbruchstimmung der Apple Watch vielleicht ganz gut betiteln. Was vor mehr als vier Jahren plötzlich aufschlug und sich an das iPhone klammerte, hisst nun seine ganz eigenen Segel und bricht langsam für sich auf. Die Apple Watch wird immer mehr unabhängig und verliert immer mehr die Kopplung zum iPhone. Nachdem LTE am Handgelenk Einzug hielt, eine hohe Wasserdichtigkeit hinzukam, ein EKG den Herzrhythmus überwachen und Alarm geben kann, so kann die Apple Watch Series 5 nun auch mit einem eigenen Kompass ihre genaue Ausrichtung feststellen und ebenfalls die Geräuschkulisse im Blick Ohr behalten. Bei zu hoher und andauernden Dezibelzahl gibt das Gerät eine Warnung an den Träger ab.

Mit einem Kurzblick wirkt das alles nach nicht viel. Aber so sahen wir auch den Pulsmesser der Apple Watch vor vier Jahren, der heute unverzichtbar für das genaue EKG der Uhr ist. Wenn wir also in einigen Jahren mit einer Apple Watch Generation am Handgelenk unsere Gesundheit ohne anwesenden Arzt überwachen lassen, dann werden wir uns sicherlich an die kurzblickigen Ansichten der Vorjahre erinnern. Denn eines ist klar, die Apple Watch ist keine “Uhr”, sondern ein tragbarer Computer am Handgelenk. Egal, wie sehr sie diesem Zeitgeber aus alten Tagen auch im ersten Blick ähnlich wirken mag.

Es gibt keine Piraten auf hoher See.

Niemand, der einen angreifen und versinken möchte. Die Apple Watch hat keine wirkliche Konkurrenz und eigentlich ist das etwas seltsam zu betrachten. Neutral betrachtet ist die Apple Watch die einzige auf dem Markt ernstzunehmende Smartwatch. Seit ebenso mehr als vier Jahren sehe ich auf der IFA in Berlin immer wieder Smartwatch-Modelle von anderen Herstellern. Meist Hersteller von Smartphones, welche ihre Smartwatch als süße Beilage dazulegen. In jedem Jahr gibt es hier eine neue Generation zu betrachten, aber niemand trägt sie effektiv wirklich oder permanent. Zumindest müssen es so wenige sein, das  Fitnessbänder hier noch auffälliger wirken.

Mit etwas Betrachtung ist hier aber schnell eine Antwort gefunden, denn im Vergleich zur Apple Watch fehlt es allen anderen Uhren an der Integration in ein Ökosystem. Wo WearOS von Google und viele andere Smartwatchhersteller ihre eigenen Süppchen kochen, platziert sich die Apple Watch fest im Gebilde und weitet ihr Aufgabengebiet permanent aus. Ob sie einen Mac entsperrt, eine Webseite für eine Kurzinfo öffnet, die HomeKit-Geräte im Haus über einen Sprachbefehl steuert oder Puls, Herzfrequenz und etwaige Stürze erkennt – die Apple Watch ist ein oft unsichtbarer Helfer am Handgelenk geworden.

Es sind ruhige Gewässer mit langer Sicht.

Die Apple Watch Series 5 ist keine Innovation in dem Sinne, wie der größte Teil der Nutzer das Wort “Innovation” verstehen würde. Wer eine Apple Watch Series 4 trägt, der braucht vielleicht kein Upgrade auf die Series 5. Außer er ist einer der Nutzer, die ab Beginn dieser Geräteära immer nach einem Always-On-Display und der dadurch permanent sichtbaren Uhrzeit schrien.

Braucht man ein LTE-Modul? Eigentlich nur die Nutzer, die ohne ihr iPhone aus dem Haus gehen oder gehen würden. Wer also den morgendlichen Gang mit dem Hund ohne iPhone vollzieht, aber dennoch erreichbar sein muss oder möchte, für den löst ein LTE-Modul in der Apple Watch ein sichtbares Problem. Träger einer Apple Watch Series 5 aus  Edelstahl, Titan oder Keramik haben immer ein LTE-Modul in der Uhr verbaut – nur die Apple Watch mit Aluminiumgehäuse stellt die Wahl zwischen Mobilfunk oder keinem Mobilfunk.

Auch wenn sie heute schon ein Wunder der Verkleinerung und Aufnahme von massenhaften Sensoren darstellt, es fehlt ihr zum Beispiel an einer iBeacon-Unterstützung und an Dingen wie dem U1-Chip. Damit die Apple Watch das iPhone als Klotz am Bein abwerfen kann, muss sie noch eigenständiger werden. Und wenn ich da wieder die letzten Jahre der Apple Watch Entwicklung mit den ersten Jahren der iPhone Entwicklung vergleiche, dann mache ich mir hier absolut keine Gedanken.

Die unsichtbare Wichtigkeit eines Computers.

Ich trage von Tag 1 an eine Apple Watch am Handgelenk. Über den Tag und über die Nacht. Wie wichtig mir dieses Gerät am Handgelenk geworden ist, realisiere ich immer erst dann, wenn ich es auflade und in dieser Zeit nach einem leeren Handgelenk greife. Es sind vielleicht nur Gewohnheiten, aber es sind Handlungen, für die ich früher wirklich immer mein iPhone aus der Hosentasche rausgeholt hätte. Und um ehrlich zu sein kann ich es kaum erwarten, bis sie mir vielleicht manche bekannte Dinge vom iPhone heimlich abnimmt und neue eigene Aufgaben in den Vordergrund rückt – oder wer hätte vor zehn Jahren an ein tragbares EKG-Gerät im Uhrenformat gedacht …?

Der Fortgang der wissenschaftlichen Entwicklung ist im Endeffekt eine ständige Flucht vor dem Staunen.

∼ Albert Einstein ∼


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