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Das WWW lässt die Bedeutung und Definition schon für sich erkennen. Das World Wide Web ist offen, weltweit zugänglich und transformiert sich immer mehr in neue Gebilde. Am Ende stehen immer bestimmte Funktionen oder nur ein Dienst zur Verfügung. So sind es nicht nur Webseiten, sondern auch Messengerdienste und vieles mehr. Wo das Internet bislang immer für einen Ort der Anonymität stand, sollten diese grundsätzlichen Anwendungen vielleicht noch einmal anders beleuchtet und gehandhabt werden.

Die-Anonymitaet-im-Internet-scaled Die Anonymität im Internet

Diese Kolumne lese ich dir auch persönlich in einer Podcastepisode vor.

 

Kolumnen-Podcast-Apple-Podcast-App-Badge-2022 Die Anonymität im Internet

Kolumnen-Podcast-Spotify-Badge-2022 Die Anonymität im Internet

Kolumnen-Podcast-Plus-Apple-Podcast-App-Badge-2022 Die Anonymität im Internet

Die Nutzung …

… des Internets im privaten Bereich erfolgt auf etliche Arten. Viele vergessen, dass auch das Abrufen von Filminhalten am Abend über das Internet läuft. Ebenfalls das Streamen von Musik, das Abrufen von Zeitschriften in einem Zeitschriften-Abo auf dem iPad oder auch nur das Online-Shoppen. Hier sind es oft nur Benutzernamen und Passwort, was wir eingeben und somit als offensichtliche Spuren hinterlassen. In Wirklichkeit ist es dahinter aber viel mehr. Das Stichwort ist die IP-Adresse: Eine eindeutige Zuordnung, die sich mit jeder Einwahl des Routers zum Internet ändert und das somit alle 24 Stunden. Im Mobilfunk funktioniert dies genauso, wenn auch nicht alle 24 Stunden – aber aufgrund der Mobilfunkzelle noch eindeutiger nachzuvollziehen. Somit sind jegliche Handlungen sekundengenau zuordbar. Das ist eine grundlegende Funktionsweise der Internetnutzung und daran hat sich bis zum heutigen Tag auch nichts geändert. Die IP-Adresse dient daneben auch zur Lokalisierung. So weiß mein Shop allein anhand eurer IP-Adresse schon, aus welchem Land ihr kommt und berechnet euch für euer Land automatisch die Versandkosten korrekt.

Schaut man sich im Internet ein wenig um,  …

… dann stolpert man grundsätzlich schnell über Apps. Menschen denken heute nur noch in Apps und nicht mehr in Webinhalten oder Webdiensten. Und das ist auch okay so. Hier nutzt man in der Regel entweder Accountdaten für einen Login oder auch nur seine Telefonnummer, um die App und deren Funktionen nutzen zu können – zumindest, wenn man sich auf Social Media Apps fokussiert. So steht hinter jedem WhatsApp-Account schlicht nur eine Telefonnummer und im Hintergrund eine IP-Adresse. Das ist soweit noch einfach, wenn man nun mit der Anonymität im Internet argumentieren möchte. Grundsätzlich ist niemand auf der Welt anonym im Internet unterwegs. Auch ein VPN bietet keine 100-prozentige Anonymität – um diesen Irrglauben direkt aus dem Gedächtnis zu werfen. Ja, ein VPN bietet Vorteile, ist aber dennoch über Knotenpunkte nachvollziehbar. Dennoch ist ein VPN besser als sich schlicht mit einem offenen Netzwerk zu verbinden und fleißig den Datenstrom anzukurbeln.

Allerdings …

… sind viele der Meinung, dass sie mit einer hohen Anonymität im Netz unterwegs sind und auch alle machen können, was sie wollen. Allein auf Facebook, Twitter und YouTube ist dieses Phänomen sehr gut zu beobachten. Auch Kommentare in Kommentarsystemen auf Webseiten lassen erkennen, dass sich die Nutzer mit Pseudonymen decken, um ihre Meinung kundzutun. Das sorgt bei Betreibern von Plattformen für sehr viel Arbeit, denn ein Kommentarsystem muss oder zumindest sollte moderiert werden.

In meinen mehr als fünf Jahren bei apfelpage verbrachte ich täglich summiert an die zwei Stunden an Zeit, um Kommentare zu lesen und bei Regelverstoß auch zu löschen. Schaue ich heute auf heise in die Kommentare zu einem sehr interessant verfassten Beitrag, dann platzt mir eigentlich meistens nur noch der Kopf. Auch aus diesem Grund hat mein Blog von Beginn an kein Kommentarsystem und auch andere Kollegen sind seit längerer Zeit auf diesem Pfad. Nicht jede Meinung ist eine Meinung und es braucht auch nicht zu allem eine Meinung. Zumal der zeitliche Aufwand des Moderierens schlicht wertvolle Zeit verschlingt und am Ende keinen Mehrwert bietet.

Und doch …

… gibt es die Kommentarsysteme und die Accounts von Nutzern dahinter. Es ist einfach, einen Account auf Twitter, Facebook und YouTube zu besitzen, um Inhalten zu folgen und auch seine Meinung zu einem Thema abzugeben. Und nur so funktioniert nun einmal auch unsere Kultur. Nur so kommen wir in einen Austausch miteinander und debattieren überhaupt erst über diverse Themen. Das kann im realen Umfeld, aber auch im virtuellen Umfeld passieren. Gerade das macht das Internet so fantastisch. Man ist mehr oder weniger mit der ganzen Welt in Kontakt – zumindest sinnbildlich. Allerdings gibt es hier schlicht Grenzen und auch Vorgaben. Schaut man sich den Hass in der Gesellschaft an, der entweder durch zu wenig Bildung, Neid oder auch schlicht Dummheit aufkommt, dann spiegelt sich dieses Verhalten heute fast nur noch virtuell und damit im Internet wieder. Kaum jemand würde auf der Straße auch nur eine Silbe über die Lippen bekommen und seinen Hass öffentlich verbreiten. Das geht unter dem Deckmantel der Anonymität im Internet irgendwie einfacher.

Ich bin sehr viel auf Twitter unterwegs – beruflich und privat.

Ich trenne diese zwei Accounts, denn mein beruflicher Account hat nichts mit politischen Meinungen oder Lebenseinstellungen zu tun. Andere mögen dies anders handhaben – ich mache dies so. Somit sind berufliche und private Äußerungen auch zwei paar Schuhe und sollten getrennt bleiben, auch wenn ich in beiden Welten mit meinem Klarnamen und auch einem Bild meiner Person unterwegs bin. Ich bin bis heute der klaren Auffassung, dass eine Meinung von einem Account ohne Angabe von Klarnamen und Nutzerbild keine wirkliche Meinung ist und von mir eher als Spam eingeordnet wird.

Auch im realen Umfeld würde niemand mit einer Plastiktüte über dem Kopf vor einem Publikum stehen und seine Meinung unter einem Pseudonym mitteilen. Doch es gibt die Art von Menschen, welche sich hinter seltsamen Accountnamen versteckt zu allem etwas zu sagen haben. Das ist auch grundlegend okay. Allerdings sollte man sich auch bewusst sein, dass man so nicht ernsthaft wahrgenommen oder gar anerkannt wird. Leute mit Plastiktüten über dem Kopf lache ich auch eher aus, als ihnen wissbegierig zuhören zu wollen. Und wahrscheinlich würdet ihr das ebenso sehen, oder?

Die Anonymität im Internet …

… ist ein Märchen und dennoch verstecken sich Menschen mit ihren Hassbotschaften und Desinformationen hinter Pseudonymen und üben dieses Können Verhalten tagtäglich aus. Und es gibt leider genügend Menschen, die dies begrüßen. Auf diese Weise gruppieren sich immer mehr Menschen ohne großes Selbstbewusstsein und kämpfen für die eine Meinung. Zuschauer aus öffentlichen Kreisen belächeln diese Gruppierung in der Regel, denn die Pseudonymen sind unter sich und daher weiß eigentlich am Ende auch hier niemand mehr, wer nun wofür steht.

So wurden Pseudonyme schon durch andere Pseudonyme am Ende auf die Schippe genommen. So manches Spendenkonto für die Verbreitung und den Kampf für die eine Meinung war am Ende nur ein Scam und verloren haben am Ende nur die Dummen. Wie gesagt, eine Meinung ohne Gesicht und Namen ist keine Meinung – egal, wie man es drehen und wenden mag. Es sind leere Zeilen. Aber genau hier liegt auch der Sinn. Vor Jahren noch anderweitig und selten verwendet, so betiteln sich heute viele davon als “Querdenker”. Den Namen hat sich die Gruppierung selbst gegeben.

Ich mag die Bezeichnung “Nulldenker” eher, …

… denn queres Denken war und ist nur eigentlich nur gebildeten Menschen gegönnt, die in der Vergangenheit und auch heute Dinge schlicht anders angehen und neu definieren. Und das in einem weltoffenen Denken. Querdenken im aktuellen Verständnis ist eher eine Selbstbeweihräucherung es vermeintlich besser zu wissen als es Millionen von anderen Menschen wirklich wissen. Die Pandemie hat dieses Denken noch mehr befeuert und ich möchte hier gar nicht von Mikrochips in Impfdosen anfangen. Man kann glauben, was man will, und man kann auch Nostradamus toll finden oder nicht. Allerdings darf ein Denken niemals radikalisieren und eine Meinung niemals in Wut oder Gewalt enden. Wer schreit, hat keine Meinung. Auch das ist so ein Grundsatz von mir. Ich muss nicht schreien, um mit meiner Meinung besser gehört zu werden. Schreiende Kinder ignoriert man am besten, bis sie sich wieder beruhigt haben – das werden Eltern kennen.

Wo will ich mit diesem Thema eigentlich hin?

Ich bin nicht sicher, wann der Punkt ist, an dem Dinge aus dem Ruder laufen und schlicht angegangen werden sollten. In meinen Augen muss erst immer etwas passieren, damit etwas passiert. So war der tragische und tödliche Angriff auf zwei Polizisten erst der Auslöser dafür, dass man Leute, welche die Tat im Internet feierten und auch zu mehr Gewalt gegen Polizisten aufriefen, nachverfolgt hat. Das ging nun bis zu Wohnungsstürmungen mitten in der Nacht. Und ich weiß nicht, ob das der Punkt ist, wo wir schon über das Ziel hinaus sind? Muss es Gewalt und Verfolgung geben, weil Hetze im Internet verbreitet wird? Scheinbar, denn sonst wären wir nicht an diesem Punkt angekommen.

Ich bin nicht sicher, …

… ob eine Wohnungsstürmung hier der richtige Weg ist, aber die Nachverfolgung und das Bewerten einer Straftat ist in jeglichem Sinne korrekt. Kaum einer weiß, dass ich jüdische Wurzeln habe. Ein Schwuler mit jüdischen Wurzeln – für manche habe ich schon den Platz in der Hölle gebucht. Und klar, ich sitze dort auf dem Thron. Aber Scherz beiseite. Wenn ich privat auf Twitter unterwegs bin, dann ist auch immer wieder Antisemitismus zu lesen. Und wer dieses dunkle Kapitel noch immer nicht verstanden hat, der fragt seine vielleicht noch lebenden Großeltern – die können es vielleicht mit etwas mehr Demut und Nachdruck vermitteln. Und wer es dann immer noch nicht verstanden hat, der sollte wissen, dass antisemitisches und rassistisches Handeln eine Straftat ist. Wieso sollte man also die Anonymität im Internet bewahren, wenn dadurch Straftaten passieren?

Regulierungen durch den Staat sind gut.

Ganz klar bin bin kein großer Fan dieses Denkens. Ich bin aber ein Gegner von Hass und Gewalt – egal, ob jemand mit einer Plastiktüte über dem Kopf vor mir steht oder mir dies auch nur virtuell als ein Wortbrei ohne Satzbildung vorkaut. Ich bin mir nicht sicher, wo allerdings das Problem ist, dass man sich vor dem Anmelden im Social Media mit seinen Personaldaten registrieren muss. Wäre es nicht endlich sinnvoll, dass hinter jedem Pseudonym wirkliche Personendaten stehen?

Man könnte ja weiterhin seinen Senf zu allem geben, aber zeitgleich wäre man sich auch immer bewusst, dass falsches Verhalten auf die Identität zurückgeführt und im Falle des Falles direkt strafrechtlich eingegriffen werden kann. Macht ihr fremden Leuten denn immer einfach so die Tür auf? Und glaubt ihr fremden Leuten auch immer einfach alles so? Das sind recht grundsätzliche Fragen. In meinen Augen geraten Dinge weiterhin aus dem Ruder. Gruppierungen werden sich immer weiter zersplittern und einzelne Mitläufer sich auch immer mehr radikalisieren.

“Die Würde des Menschen ist unantastbar.” 

Viele haben ja erst seit der Pandemie das Grundgesetz kennengelernt und gehen dafür auf die Straße. Allerdings umfasst das Grundgesetz nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. So wie die zehn Gebote (und ich bin nicht gläubig!) auch nicht nur Gebote, sondern Rechte und Pflichten sind – zumindest wenn man daran glaubt. Diese Kolumne ist etwas anders als die anderen und ich finde es an der Zeit, dass wir auch mehr über solche Themen reden. Das Internet ist ein technisches Thema mit extrem vielen Facetten und daher gibt es Etliches, was wir daran besser machen könnten, um einen Weg und eine Richtung für alle zu besitzen.

Es geht nicht um die Ausgrenzung von Meinungen, aber das Verhindern von Gewalt und Hass. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, denn das Lichtspektrum ist farbenfroh. Und Braun findet darin übrigens keinen Platz. Was also machen, damit die Anonymität im Internet überwunden wird und sich alle an Grundsätze halten? Vielleicht wäre dieses Verhalten manchmal auch mit der Frage zu beantworten “Wie viel Smartphone ist eigentlich gut für uns?” (⇒LINK).

Es muss etwas passieren, …

… damit Dinge nicht mehr passieren. In meinen Augen wären Pseudonyme weiterhin okay. Es muss auch kein Klarnamen sein und auch kein echtes Lichtbild der Person sein, der der Account auf Plattform X und Y gehört. Allerdings sollte es mittlerweile an der Zeit sein, dass Registrierungen nur noch mit einem Ausweis umsetzbar sind. Und das betrifft jegliche Dienste. Auch WhatsApp, Telegram und selbst das Anlegen einer Apple ID bzw. iCloud-Accounts sollte die Voraussetzung mitbringen, dass nur durch eine Legitimierung mit Hilfe eines Ausweises ein Account erstellt und sich ein Nutzer anmelden kann. Allein das würde die Hürde und das Bewusstsein schärfen, dass die falschen Handlungen auch Konsequenzen zur Folge haben und dies auf schnellerem Wege als bisher. Die Gegenfrage wäre auch, wieso man sich gegen solch eine Maßnahme wehren wollen würde, wenn viele nach eigenen Aussagen nichts zu verbergen haben?

Zu argumentieren, dass Sie keine Privatsphäre brauchen, weil Sie nichts zu verbergen haben, ist so, als würden Sie sagen, dass Sie keine Freiheit der Meinungsäußerung brauchen, weil Sie nichts zu sagen haben.

∼ Edward Snowden – US-amerikanischer Whistleblower 

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