Dinge verschwinden. Manchmal einfach so. Man kann auf gewisse Objekte so viel Augenmerk legen, wie man will, plötzlich sind sie doch weg. Das kann durch Routine oder auch Nachlässigkeit geschehen. In manchen Fällen kann es aber auch Diebstahl sein, der für solch ein Verschwinden verantwortlich ist. So suchte man schon den einen oder anderen Schlüsselbund in der Wohnung, vergaß den einen oder anderen Rucksack im Zug oder bekam das eine oder andere Fahrrad gestohlen. Gut, dass der AirTag von Apple uns nun endlich wissen lässt, wo Dinge sind.
Diese Kolumne lese ich dir auch persönlich in einer Podcastepisode vor.
Das Anbringen von einem Anhänger an einem Objekt, …
… um es anzupingen und somit zu finden, ist nicht wirklich neu. Ich für meine Zwecke hatte schon vor etlichen Jahren einen Anhänger von Tile an einem Rucksack. Der konnte einmal alarmieren, wenn ich mich mit dem iPhone in der Hosentasche außerhalb einer von mir eingestellten Reichweite noch mehr entfernte, konnte angepingt werden und so gefunden werden. Ebenfalls konnte man das Objekt darüber als verloren markieren und mit etwas Glück fand es ein anderer Tile-Nutzer. Allerdings war das zu damaligen Zeiten doch mehr Spielerei als wirklicher Nutzen, wodurch man sich dem ganzen Thema nicht mehr widmete.
Apple hat den Vorteil, dass Funktionen immer auf einer Ebene arbeiten. Es ist am Ende ein Ökosystem aus Hardware und Software, das bestimmte Umgänge erst erlaubt. Handoff ist da so eine Sache, die einem direkt einfällt. Du markierst einen Text an iPhone und fügst den Inhalt nahtlos auf dem Mac über CMD+C in ein Dokument ein. iPhone und Mac teilen sich also eine Zwischenablage. Das sind Funktionen, die da sind, aber ganz unsichtbar im Hintergrund arbeiten.
Der AirTag von Apple …
… ist ein weiterer kleiner Baustein, der nun Bestandteil dieses Ökosystems ist. Er hat hier die zentrale Rolle mit allem im Ökosystem kommunizieren zu können, wobei sich hier auf ein iPhone und/oder iPad beschränkt wird. Er selbst besitzt keine Möglichkeit mit WiFi-Netzwerken oder gar dem Mobilfunk sprechen zu können. Auch GPS ist für ihn ein Fremdwort. Er lässt dies durch iPhone und iPad absolvieren. Dabei kann er sich mit seinem U1-Chip über die Ultra-Breitband-Technologie (UWB) und mit Hilfe von Bluetooth LE verständigen. Er sagt einem iPhone oder iPad in einem gewissen Intervall schlicht nur kurz, dass er da ist. iPhone oder iPad setzen seinen Standort in Apples „Wo Ist?“ Netzwerk fest. So bekommt jeder AirTag in gewissen Abständen einen neuen Zeitstempel mit Ortsangabe verpasst. Und da überall jemand mit einem iPhone oder iPad herumläuft, kann ein AirTag auch mit fremden iPhone- und iPad-Modellen kommunizieren. Aus diesem Grund lässt sich ein an einem Objekt festgemachter AirTag auch prinzipiell weltweit orten.
Eine Knopfzelle im Inneren …
… sorgt für die nötige Stromversorgung. Die Batterielaufzeit wird mit etwas mehr als einem Jahr angegeben. Wahrscheinlich ist die Batterielaufzeit sehr abhängig von der Anzahl der manuellen Anpingungen und dem damit verbundenen Auslösen eines Tons. Jepp, der AirTag besitzt einen kleinen Lautsprecher. Mit dessen Hilfe kann er ein akustisches Signal von sich geben. Das hat den Vorteil, dass man so ein Objekt in der Nähe suchen kann. Sollte ein AirTag also an einem Schlüsselbund hängen und man diesen suchen, dann reicht das Öffnen der „Wo ist?“ App auf dem iPhone, iPad und Mac aus. Man kann ihn über diese App orten. Einmal wird dabei auf einer Karte der letzte Standort des AirTags gezeigt und zweitens kann man hierüber auch einen Ton abspielen lassen. Ältere iPhone-Modelle, das iPad und der Mac pingen den AirTag nur über Bluetooth an, sollten sie ihn in der Nähe erreichen. Durch das akustische Signal kann man hören, wo sein Schlüsselbund in diesem Fall herumliegt.
Die Sache mit dem U1-Chip …
… ist schon etwas ausgefuchster. Das zeigt auch mal wieder, wie viel ein iPhone lokal arbeitet und keine Dinge durch eine Cloud abarbeiten muss. Alle iPhone-Modelle ab dem iPhone 11 besitzen einen U1-Chip. Diese iPhone-Modelle können über die Ultra-Breitband-Technologie (UWB) direkt mit einem AirTag sprechen. In diesem Fall kann man auf 15 Zentimeter genau die Richtung und die Entfernung zwischen iPhone und AirTag ausmachen. Mir war allerdings nicht bewusst, dass dafür auch der LIDAR-Sensor genutzt wird. Dies fällt erst dann auf, wenn man mit der „Wo Ist?“ App in der Dunkelheit eine Ortung mit einem iPhone 11 oder iPhone 12 durchführt. Dann bekommt man die Meldung, dass zu wenig Licht herrscht. Man kann dann über einen Button das Blitzlicht einschalten und es so als Taschenlampe einsetzen. Das macht erst alles Sinn, wenn man versteht, dass das iPhone über den LIDAR-Sensor zusätzlich die Ausrichtung zwischen iPhone und AirTag absichert. So weiß das iPhone einmal über den U1-Chip, aber auch über den LIDAR-Sensor, wie es gehalten wird und wo unten und oben ist. Absolut genial.
Kein unbeabsichtigstes Tracking
Ein AirTag wird immer mit einer Apple-ID verknüpft. Bedeutet, dass der AirTag einem festen Besitzer zugeordnet ist. Ich habe darüber gelesen und ich habe es selbst probiert. Einer meiner AirTags ging mit einer anderen Person auf eine Reise. Die Person wusste natürlich darüber und wurde zuvor auch aufgeklärt. Es galt schlicht zu schauen, inwieweit sich eine Person mit einem AirTag tracken lässt. Fakt ist, dass diese Person nach etwas mehr als einem Tag eine Mitteilung von ihrem iPhone erhielt und über den AirTag benachrichtigt wurde, der nicht zu ihr gehört und seit längerer Zeit mit ihr unterwegs sei.
Es gibt also ein Zeitfenster, in dem ein AirTag jemanden tracken und verfolgen kann. Und das sollte auch so sein, denn nur so sind auch Dieb und das gestohlene Gut aufzufinden. Sollte der AirTag jemanden zu früh warnen, ist auch das Diebesgut und somit sein eigener Besitz nicht mehr aufzufinden, da der Dieb den AirTag suchen und entfernen würde. Sollte jemand kein Apple-Nutzer sein, sondern ein Android-Smartphone nutzen, dann bemerkt der AirTag auch dies nach einigen Tagen, sollte er mit dieser Person unterwegs sein.
Er kommuniziert hier allerdings auf NFC-Ebene mit dem Smartphone
Das Smartphone gibt in dieser Situation aber keine Meldung von sich, sondern es ist der AirTag, der sich über ein akustisches Signal bemerkbar macht. Der AirTag hat also ein Zeitfenster, wie lange und wie viel er mit einer Person unterwegs sein darf. Das betrifft nur fremde Personen, die nicht zu der Apple-ID des Besitzers passen. Sollte der Besitzer in diesem Zeitfenster mit einem seiner Geräte in die Nähe des AirTags kommen, wird diese Uhr des Zeitfensters übrigens wieder genullt und das Zeitfenster ist erneut bis zum Ende geöffnet. Sachen, die einem erst die Praxis aufzeigt. Das gesamte Apple-Ökosystem hilft mit Objekte im Blick zu behalten. Aus diesem Grund ist auch mein Auto mit einem AirTag ausgestattet. Selbst wenn ich tagelang weit von dem KFZ entfernt bin, kann man in der „Wo Ist?“ App einen aktualisierten Zeitstempel betrachten. Es lief also jemand mit einem iPhone und/oder iPad am Auto vorbei, wodurch der AirTag kurz mit dem Netzwerk kommunizieren konnte. In diesem Fall ist es also sehr zum empfehlen auch sein Fahrrad oder Roller mit einem AirTag gegen Diebstahl abzusichern. Denn es funktioniert einfach.
Noch vorhandene Limitierungen …
… wären zum Beispiel, dass man einen AirTag nicht teilen kann. Sollte man also als Ehepaar ein Paar Autoschlüssel teilen, so kann man einen AirTag nicht über die Familienfreigabe gemeinsam nutzen. Tippt man den Namen des AirTags in der „Wo Ist?“ App an, so bekommt man seine Seriennummer und Batteriezustand gezeigt. Mir fehlt hier persönlich eine prozentuale Anzeige des Batteriezustandes. Selbst wenn diese nur geschätzt wäre, wäre das zumindest ein kleiner Mehrwert. Leider weiß ich noch nicht, ab wann ein AirTag sich über eine schwache Batterie aufregt und sich meldet. Auch kann die Apple Watch keinen AirTag suchen und finden und verweist bei solch einer Frage immer auf das iPhone. Komisch, wo die Apple Watch Series 6 doch einen U1-Chip besitzt und so auch punktgenau einen AirTag auffinden könnte. Ich bin mir sicher, dass Apple mit den AirTags noch etwas mehr vorhat und bestimmte Funktionen mit iOS 15 und Co. nachgeliefert werden. Zumindest ist das meine Vermutung und Prognose.
Braucht man einen oder mehrere Apple AirTags?
Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Ich kann nur für mich sprechen. Zu wissen, dass man Objekte wiederfinden kann, sollten sie abhanden kommen, ist ein gutes Gefühl. Ich verliere nicht oft etwas, aber wenn, dann wüsste ich, dass ich in gewisser Art danach suchen kann. Verlorene Gegenstände können in der „Wo Ist?“ App als verloren deklariert werden. Der Finder hat somit die Möglichkeit sich über eine vom Besitzer angegebene Telefonnummer zu melden. Findet jemand einen fremden AirTag, kann er diesen über die „Wo Ist?“ App anpingen und als gefunden kennzeichnen. Der Besitzer bekommt so mit, dass sein Objekt gesehen wurde. Apple nutzt sein ganzes Ökosystem somit als digitales Fundbüro. Schon von außen sind AirTags für Finder nämlich oftmals schon direkt ersichtlich (⇒LINK).
Aber braucht man AirTags nun?
Ich denke, dass diese Frage die falsche Frage ist. Ich denke, dass diese Funktion einfach eine Funktion sein wird, an die man sich gewöhnt und im Falle eines Falles auch verlässt. So kann man seit Jahren iPhone, iPad und Co. orten und diese Funktion auch über die Familienfreigabe nutzen. AirTags bieten schlicht die Möglichkeit allerhand andere Gegenstände in dieses Fundbüro zu holen. Ich bin mir sicher, dass in der Zukunft viele Hersteller von Produkten diese Funktion direkt implementieren. So werden etliche Fahrräder, E-Roller, Rucksäcke, Taschen und andere Accessoires direkt von Beginn an mit dem „Wo Ist?“ Netzwerk reden können – ohne einen AirTag anbringen zu müssen. Es ist schlicht ein neuer Baustein im großen Apple-Ökosystem.
Wir suchen niemals die Dinge, sondern das Suchen nach ihnen.
∼ Blaise Pascal – französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph ∼
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