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TikTok ist ein Phänomen. Auch 2023 begeistert diese Plattform auf die unterschiedlichsten Arten. Und doch wird TikTok gerne als eine Plattform abgestempelt, die nur für Kinder ist und wo nur getanzt wird. Wer das so noch sieht, hat TikTok bis heute nicht verstanden und vor allem unterschätzt.

22TikTok-ist-fuer-Kinder22 "TikTok ist für Kinder"

Diese Kolumne lese ich dir auch persönlich in einer Podcastepisode vor.

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Mein Abend …

… endet mit einer Stunde TikTok-Konsum im Bett. Seit drei Jahren nun schon. In Summe sind das sehr viele Stunden der geistigen Berieselung. Und es ist herrlich. Es spült mir am Abend den Kopf frei. Man muss sich nicht extrem konzentrieren, sondern lässt sich einfach beschallen. Andere würden sich die Birne am Abend mit dem linearen Fernsehprogramm weich spülen lassen – ich nehme TikTok zur Hand. Ich bin mittlerweile sogar selbst auf TikTok. Zu Beginn war TikTok ein Versuch. Heute ist TikTok eine Gewohnheit.

TikTok hat alte Wurzeln, …

… die bis in das Jahr 2014 reichen. TikTok war 2014 noch die Social-Media-Plattform musical.ly, wo Nutzer:innen lippensynchron zu Songs sangen und tanzten. Dieses Bild hat geprägt. Auch, nachdem aus dieser Plattform im Jahr 2018 TikTok wurde. Allerdings wandelte sich die Plattform mehr und mehr und prägte sich vor allem durch Trends, die man sonst nirgendwo sah oder sieht. TikTok hat unzählige unterschiedliche Gruppierungen geformt. Manch einer ist darüber schon berühmt geworden und dadurch heute ein anerkannter Sänger, Komiker oder Künstler im allgemeinen Sinne. Trends selbst sind nicht immer einfach zu verstehen, aber sie sind etwas Magisches. Ein Trend ist nicht zeitlos und dauert maximal einen Monat an, bevor jemand wieder eine neue Idee hat, welche viral von anderen nachgemacht wird und somit zu einem neuen Trend wird. Dieses Nachahmen ist ein Trend und läuft weltweit millionenfach ab.

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Marketing …

… war zu Beginn von TikTok kein Thema. Heute ist Marketing das Thema überhaupt, wenn man von und über TikTok spricht. Es werden Dienste, Produkte oder sonstige Güter mit klassischen Werbevideos oder auch durch Kooperationen mit bekannten TikTok-Gesichtern publiziert. Letzteres ist so clever, dass es schon einen Preis verdient hätte. Bekannte Personen, welche sich nur über TikTok eine Fan-Gemeinde aufgebaut haben, tauchen plötzlich in Spots für große Firmen auf und vermitteln so eine Wertung zu einem Produkt oder Dienst. Das kennen wir schon von YouTube, doch hier sind es eher klassische Werbeansagen und keine komplette Integration von Künstler und Marketingabteilung. Das Produkt oder der Dienst bekommt somit ein neues Gesicht und trifft auf eine ganz andere und neue Zielgruppe. Marketing via TikTok nicht ernst zu nehmen, bedeutet als Marketingabteilung heute den Tod, denn niemand schaut sich heute noch Werbung auf Twitter oder Facebook an. Höchstens Instagram ist hier noch interessant. Stempelt man TikTok als eine Plattform für Kinder ab, liegt man mehr als nur falsch. Scrollt man aber heute noch leichenstarr nur durch Facebook und Twitter, wird man TikTok nicht verstehen können.

Hass und Hetze …

… sind leider auch auf TikTok ein Thema. Und auch die Regulierung ist oft etwas schräg. Hinter TikTok sitzt die Firma ByteDance aus und in China. In China heißt TikTok übrigens “Douyin” und läuft nur im staatlichen Intranet. Wir bekommen somit keine chinesischen Kanäle auf der TikTok-Plattform mit. In China gibt es sogar vom Staat angestellte Personen, welche auf der Plattform Home-Shopping-Plattformen betreiben oder die Nachrichten und das Wetter vorstellen. Außerhalb von China läuft TikTok in anderen Mustern ab, auch wenn hier Pornografie und Gewalt grundsätzlich verboten und geblockt werden.

Das ist prinzipiell gut. Allerdings sind die restlichen Regularien schon schräger. Meldet man Hasskommentare, dann ist die Chance sehr gering, dass dieser auch gelöscht wird. Und teilweise sind solche Kommentare so gravierend, dass sie mit Volksverhetzung, Antisemitismus, Rassismus und Holocaustleugnung zu tun haben. Solche Dinge dürften grundsätzlich nicht stehen bleiben und doch bleiben sie es oft. Das Problem haben aber vor allem auch Twitter und Facebook. Ich kann nicht mehr aufzählen, wie viele Inhalte und Kommentare ich schon gefunden und gemeldet habe und wie oft diese Meldungen dann abgewiesen wurden. Auch sind rechte Netze hier sehr vertreten und es häufen sich Livestreams der AfD, in denen so viel geschwurbelt wird, dass einem schlecht wird. Aber auch das gehört wahrscheinlich dazu und muss vor allem neutral betrachtet werden. Ein “Fuck AfD 🌈” schadet dennoch nie.

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Ich verfolge …

… auf TikTok grundsätzlich Musiker, Komiker oder individuellen Personen, die ein ganz eigenes Ding mit eigenem Inhalt kreieren. So bekomme ich einmal Inhalte aus Interesse mit, aber auch durch Zufall. Gerade der Zufall bringt oft den ein oder anderen Lacher hervor oder informiert über ein Thema, über das man zuvor nichts gehört hat oder etwas wusste. TikTok ist für mich heute eine Informationsquelle geworden, die es sonst nirgends gibt. Das kann Kleinkram sein oder auch ein größeres Thema.

Durch TikTok bekam ich mit, dass Bonnie Tyler auf Tour geht, wodurch ich erst dann nach Tickets schaute und auch kaufte. Diese Plattform erstaunt mich in Summe immer wieder durch ihre unterschiedlichen Facetten, auch wenn mir die erwähnten negativen Facetten definitiv nicht gefallen. Und doch hat sich auf dieser Plattform so viel entwickelt, verändert und geformt, dass sie nie stillsteht und es auch kein Ende gibt. Sie begeistert schlicht, wenn man sich auf sie einlässt.

Wir kennen alle die Leute, die uns Instagram Reels schicken, die wir vor 4 Wochen schon auf TikTok sahen.

Und es ist wahr. Natürlich publizieren viele Accountinhaber ihre Inhalte zeitgleich auf TikTok und Instagram, doch auf TikTok bekommt es die breite Masse grundlegend schneller mit, wodurch wir von Instagram mittlerweile eigentlich eher gelangweilt sind. Und bekommen wir solche Reels geschickt, ödet uns dies eher an und wird denken uns “Ja, kenne ich schon lange von TikTok“. Das zeigt aber auch, wie unterschiedlich Social-Media-Plattformen funktionieren und Leute erreichen. Und das zeigt auch, wie gut der Algorithmus von TikTok hier ist und stetig lernt und uns mit passenden Inhalten berieselt.

Für mich …

… ist TikTok eine Alltäglichkeit. Nur am Abend und niemals über Tag. In TikTok kann man sich zeitlich verlieren, wenn man sich kein Limit setzt. So wurden aus einer Stunde TikTok auch schon gerne zwei Stunden. Die muss man “opfern” können. Für mich ist es eine informative Berieslung, welche den Kopf freimacht, abschalten lässt und wodurch ich persönlich den Tag abhake. TikTok ist damit vieles, aber keine Plattform für Kinder – im Gegenteil.

Social Media geht nicht wieder weg und ist keine Modeerscheinung. Seien Sie dort, wo Ihre Kunden sind: in den sozialen Medien

∼ Lori Ruff – US-amerikanische Social Media Expertin ∼

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