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Wir leben in einer Welt, in der wir weltweit nie besser miteinander vernetzt waren, und zugleich leben wir in einer Welt, in der das Internet durch Social Media nie mehr ausuferte. Grund sind nicht unbedingt die Inhalte selbst, sondern der Umgang. Eine Thematik, die ich schon länger im Detail betrachte und über die es in dieser Kolumne im Detail gehen soll. Denn Beleidigungen im Social Media fallen beispielsweise nicht unter die Meinungsfreiheit, die angeblich so viele Menschen vermissen.

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„Man darf heute nichts mehr sagen!“

Das ist eine Aussage, die man gerne in Kommentaren liest. Ein Kommentar, der sich im Social Media hinter Posts verbirgt. Kommentare, in denen Menschen ihren Gefühlen oft freien Raum geben und zu 99 % das sagen, was sie sagen wollen. Mit dieser eigenen Meinung aber nicht 1:1 von anderen gehört und verstanden zu werden, spiegelt ein Bild wider, in dem Menschen glauben, dass sie nichts mehr sagen dürften. Ein verzerrtes Bild, das es in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Noch nie durfte man mehr sagen, als man es heute kann und darf. Noch nie durfte man seine Meinung im Internet schreiben, wo diese millionenfach gelesen und ihr vielleicht sogar zugestimmt wird.

Dieses verzerrte Bild teilen viele Menschen. Auch Prominente reiten dieses Pferd gerne und stellen sich als den/die große:n Versteher:in mit eigenen Posts im Internet ein. Prominente, die sich gerne in jegliche kritischen Themen einmischen und sich meist mit der Meinung eines alten, weißen Menschen als den/die große:n Versteher:in präsentieren/polarisieren, indem sie Dinge öffentlich anzweifeln. So reiten viele Promis auf unterschiedlichen Pferden zur Coronapolitik, zum medizinischen Wissen, zu Menschenrechten, zu Kriegsverbrechen oder auch nur zum Gendern. Grundlegend absolut in Ordnung. Würden diese Personen zeitgleich nicht mitteilen, dass man nichts mehr sagen dürfte, und selbst Kritik in die Kritik üben. Ein Bild, das man immer mehr erkennt. Ein Bild, wo sich Personen mit einer eigenen Meinung als Spezialisten ausgeben, ohne Wissen zu diesem Thema zu besitzen. Personen, die dafür dann sogar noch gefeiert werden.

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Das Internet ist ein meinungsfreier Raum.

Wenn ich heute über Prominente meine Meinung sage, dann ist das etwas, was ich frei in das Internet schreiben darf. Denn das ist eine Meinung. Es ist aber keine Meinung, die Personen beleidigt oder persönlich angreift. Eine Meinung kann eine Meinung sein, sie endet aber an dem Punkt, an dem sie strafrechtlich wird. Und genau hier reden wir nicht mehr von einer Meinung, die man nicht mehr sagen darf. Hier reden wir von Hass, Hetze, Beleidigung und öffentlicher Verfolgung. An diesem Punkt reihen sich ekelhafte Kommentare ein, die man lesen kann und auch korrekt versteht, weil sie so neutral geschrieben sind, dass man die Ekelhaftigkeit zwischen den Zeilen herauslesen kann.

„Wenn ich schreibe, was ich denke, wird mein Profil gelöscht.“

Das sind Aussagen, die genau das Narrativ von „Man darf heute ja nichts mehr sagen.“ widerspiegeln. Und hier kommen wir an einen Punkt, wo Menschen sich über dieser Schwelle strafbar machen. Oft wird vergessen, dass das Internet nicht anonym ist. So mancher Kommentar versteckt sich hinter einem Profil, welches man auf den ersten Blick keiner realen Person zuordnen kann. Und doch kann man mit ein paar Schritten schnell an Daten kommen, um herauszufinden, wer hinter solch einem Profil steckt. Ich darf hier etwas mitreden, denn auf zwei öffentliche, schriftliche und antisemitische Angriffe auf mich im Internet folgten zwei Anzeigen von mir. Diese waren mit etwas Recherche auch schnell ins Rollen geraten. In Summe wurden beide Personen zu einer Geldstrafe von 14 000 € verurteilt. Das Internet ist kein straffreier Raum. Und die Rechtslage ist hier klar. Rechte gelten grundsätzlich, ob man sich persönlich gegenübersteht oder Dinge ins Internet schreibt.

Ich bin mir unsicher, wieso Menschen sich teilweise so entwickelt haben.

Ich bin mir unsicher, wieso Menschen sich heute im Internet so verhalten. Tatsächlich sind Meinungen der Grundstein für Diskussionen. Grundlegend müssen diese aber immer in einer Weise mitgeteilt werden, in der diese keine Straftat auf sich ziehen. Den Holocaust zu leugnen oder anzuzweifeln, wäre solch ein Beispiel. Es gibt keine Grundlage, solche Äußerungen als Meinungen abzustempeln, da es widerlegte Dinge sind, an denen gar nichts zu kritisieren ist. Ein Thema, das Millionen von Menschen betrifft, die grausam ermordet wurden. Ein Thema, zu dem man eine Meinung haben kann, deren kritischen Ursprung aber mit sehr viel Feingefühl verstanden werden muss. Oft ist in diesem Zusammenhang gar keine Meinung, sondern Unwissenheit. Vielleicht sogar Dummheit. Dummheit, die dann als eine Meinung abgestempelt wird, um die Dummheit zu tarnen. Dummheiten, die strafbar sind. Dummheit hatte immer schon ihre Konsequenzen. Und tatsächlich liest man all dieses Verhalten von AfD-ler:innen, die alles besser wissen, zu allem eine Meinung haben, aber zeitgleich meinen, in einer deutschen Diktatur zu leben, in der man nichts mehr sagen kann. Und dieses Bild zeigt sich buchstäblich jeden Tag aufs Neue. Man nehme nur das Thema „E-Auto“ als Experiment und warte ab, welche Kommentare sich unter solch einem Post schnell tummeln.

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Social Media desinformiert.

Wahrlich ist das Internet die größte Bibliothek der Welt. Sie hat immer offen und das Wissen, das man dadurch erlangen kann, ist grenzenlos. Tatsächlich muss man eine gewisse Bildung besitzen, um dieses Werkzeug nutzen und verstehen zu können. Fehlt diese, lernt man eigentlich nur dumme Dinge von anderen mit. Auf diese Weise entstanden schon immer Verschwörungstheorien. Meinungen im Internet sind heute oft ein Ausdruck der eigenen Unwissenheit. „Ich weiß zwar nichts dazu, aber ich weiß es besser.„. Dass man heute nichts mehr sagen kann, sieht man meist daran, dass jeder etwas zu sagen hat. Ja, selbst ich mit dieser Kolumne hier. Und doch driftet das Social Media im Internet in eine Richtung ab, in der es oft nur noch desinformiert, und AI-Videos machen all dies nicht besser.

Wie bekommen wir das in den Griff?

Grundlegend beginnt das bei einem selbst. Muss ich diesen Kommentar jetzt schreiben, der mir in den Fingern juckt? Würde ich dies in der Realität genauso äußern, wie ich es jetzt schreibe? Bin ich mir bewusst, dass meine Meinung strafrechtliche Folgen haben könnte? Verletze ich wissentlich andere Menschen mit meiner Meinung? Hätte ich in der Realität überhaupt so viel Arsch in der Hose? Das sind Fragen, die man sich immer stellen sollte, bevor man eine Meinung, die man angeblich nicht mehr sagen darf, verlauten lässt. Grundsätzlich ist auch hier weniger einfach mehr. Nicht zu allem muss man eine Meinung besitzen. Dinge, die einem nicht gefallen, kann man weiterscrollen – ohne sich darüber auslassen zu müssen.

Und doch muss man dazusagen, dass das Internet nur einen Bruchteil der Gesellschaft widerspiegelt. Die Meinungen im Internet sind oft hart, beleidigend und auch menschenfeindlich, sie spiegeln aber nicht die gesamte Gesellschaft wider. Grundlegend kann man sagen, dass Hass und Hetze nur online stattfinden, weil feige Menschen sich hier auslassen, welche in der Realität nicht ein Wort herausbekommen. Wieso das so ist? Ich würde Dummheit die Schuld geben. Vielleicht ist es aber auch grundlegend Neid gegenüber anderen, weil man selbst nichts draufhat. Abschließend muss man einfach sagen, dass man diese Menschen nicht aufhalten wird, weiterzumachen. Sie sollten sich nur nicht darüber beschweren, dass sie nichts mehr sagen dürfen. Denn sie sagen eigentlich oft grundlegend zu viel, was niemanden interessiert.

Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.

∼ Rosa Luxemburg –

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