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Apple hat zur WWDC 2025 eine neue Designsprache gezeigt, die jegliches Design aller offiziellen Betriebssysteme von Apple ersetzt. Die Rede ist von Liquid Glass. Selten wurde eine Designsprache so kontrovers behandelt. Dabei ist sie eigentlich gar nicht so neu. Nach drei Monaten mit Liquid Glass ist es Zeit für ein kleines Resümee. Eine Meinung, ein Eindruck und ein Ausblick.

Liquid-Glass-ein-Eindruck-nach-drei-Monaten-scaled Liquid Glass - ein Eindruck nach drei Monaten

Diese Kolumne lese ich dir auch persönlich und werbefrei in einer Podcastepisode vor.

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Was ist Liquid Glass?

Liquid Glass ist eine Designsprache, die Apple durch jegliche Software zieht. Den Anfang machte in diesem Jahr nicht eine Softwareplattform, sondern direkt alle, die Apple zu bieten hat. Dadurch erhielten iOS, iPadOS, watchOS, tvOS, macOS und visionOS alle ein visuelles Update und sprechen fortan die gleiche Designsprache. Dieser Wechsel ist nicht der erste, sondern einer von vielen. Mit diesem Wechsel endet allerdings eine Ära, die mit Jonny Ive unter iOS 7 eingeführt wurde. Denn wir erinnern uns, dass ein iPhoneOS aus alten Tagen auch mal ganz anders aussah und sich an Oberflächen aus der Realität orientierte, bevor es mit iOS 7 nur aus Milchglasscheiben und flachen Oberflächen bestand.

Liquid Glass ist eine neue Designsprache, die aus der Hand von Alan Dye und dem Team dahinter stammt. Ein Design, das wahrscheinlich nicht nur ein Jahr in der Entwicklung war, sondern über einige Jahre hinweg konzipiert und erarbeitet wurde. Ein Design, das Milchglas und Rauchglas durch klare Glasoberflächen und Lichtbrüche in Glas – mit all seinen Facetten – ersetzt hat. Wenn wir heute also über Liqiid Glass diskutieren, diskutieren wir zeitgleich auch über den Beginn von iOS 7. Apple selbst startete die zweistündige Werbepause Apple Event zum iPhone 17 und Co. mit einem bekannten Zitat von Steve Jobs: „Design ist nicht, wie sich etwas anfühlt, sondern, wie etwas funktioniert.“

Ein Zitat …

… das nicht abgegriffener sein könnte und von deren Verwendung bei Apple heute nur noch wenig zu sehen ist, wenn man wirklich hinschaut. Würde man diesen Satz von Steve nämlich so ernst nehmen, wie man ihn platziert, würde Hardware und Software von Apple nicht so aussehen, wie sie heute aussieht. Oder im Klartext: Steve Jobs hätte Dinge nicht so gemacht, wie sie heute stattfinden. Daher finde ich die Verwendung von solchen Zitaten immer sehr kritisch, da das heutige Apple nicht mehr das Apple ist, wie es unter Steve Jobs war. Denn Steve Jobs hätte sich auch in einer Pandemie allein in sein Steve-Jobs-Theater vor eine Kamera gestellt und Dinge angekündigt, statt jahrelang Hochglanzvideos in der Länge von ein bis zwei Stunden abzuspielen. Aber das nur am Rande als Thema.

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Liquid Glass …

… soll demnach den Geist widerspiegeln, wie es der Visionär einst beschrieb. Das mag in gewisser Weise korrekt sein, denn Liquid Glass ist mehr ein Erbe von Steve Jobs, als eine komplette Neuentwicklung. Betrachten wir die alte Designsprache „Aqua“ von macOS, sind die Parallelen mehr als ähnlich. Das Designteam von Alan Dye stützt sich somit auf eine Designsprache, die 20 Jahre lang als vergessen galt. Man hat das Glas also einmal mit Glasreiniger gesäubert und neu aufgelegt.

Liquid Glass möchte den Eindruck vermitteln, dass Inhalte weiterhin flach abgebildet werden, aber alles darüber als Glasflächen fungiert, in denen sich nicht nur Licht, sondern auch Inhalt brechen kann. Damit möchte die Designsprache nicht den Grundstein für das Grundverständnis einer Benutzeroberfläche neu definieren, sondern ihn an eine Moderne anpassen. Das kann grundsätzlich gefallen oder auch nicht. Es ist daher eine Überarbeitung des Grunddesigns von iOS 7, welches den gleichen Ansatz verfolgt. Daher ähneln sich beide Designsprachen geschichtlich sehr – auch wenn sie optisch unterschiedlich sind.

Der Grundstein …

… der als Designsprache in Form von Liquid Glass stattfand, ist nicht nur der Software geschuldet, sondern vor allem künftiger Hardware. Bei Apple lebte schon immer die Vision von einem iPhone, welches nur aus Glas besteht. ich würde behaupten, dass wir an diesem Punkt schon angekommen sind, da etliche iPhone-Modelle viele Jahre lang komplett aus Glas bestanden und nur noch einen kleinen Teil als Metallgehäuse besaßen. Mit dem iPhone 17 Pro (Max) und seinem Unibodygehäuse aus Aluminium geht man hier aber wieder einen großen Schritt zurück – was etwas verblüffend und auch falsch wirkt. Grundsätzlich waren das Design des iPhone X und Liquid Glass das perfekte Beispiel dafür, wie etwas aus Glas sich anfühlt wie Glas und sich auch softwaretechnisch wie Glas behandeln lässt. In meinen Augen ist Liquid Glass nun der Schritt, dass Hardware in künftigen Jahren sich mehr an dieser Softwaredesignsprache orientieren wird. Falls nicht, wäre das von Steve Jobs verwendete Zitat nochmals mehr als unpassend platziert gewesen.

Was halte ich von Liquid Glass?

Ich nutze die Designsprache jetzt schon seit drei Monaten. Grundsätzlich bin ich offen für neue Dinge und Liquid Glass war und ist da keine Ausnahme. Der erste Neustart des iPhone unter der Beta von iOS 26 war nicht weltfremd, da ich „Aqua“ einst schon kannte, es jetzt nur erneut erstmals wirklich anfassen, statt anklicken, darf. Wie schon erwähnt wurde, wird bestehendes Glas, das viele wahrscheinlich so gar nicht mehr gesehen haben, jetzt schlicht zu Klarglas. An manchen Ecken vielleicht sogar zu Diamantglas. Zumindest bei Schaltflächen, die auf hellem Untergrund Reflektionen zeigen, wenn man das iPhone etwas bewegt. Denn Liquid Glass ähnelt dem Brechen von Licht in Glas – je nachdem, wie man das iPhone hält und dreht. Das ist vor allem gut am Rand von App-Icons zu erkennen. Dadurch wird auch ein Schattenfall einer vermeintlichen Glasfläche immer wieder geändert. Das ist ein verliebtes Detail, das man schätzen kann. Ich schätze es, da es schlicht wunderschön wirkt.

Man sieht nicht so viel von Liquid Glass, wenn man es über Monate hinweg täglich benutzt. Man gewöhnt sich schlicht daran. Es ist also kein Störfaktor, wie ihn viele Nutzer:innen gerne betiteln. Diese Denkweise ist sehr kurz gedacht und fast schon etwas lächerlich zugleich. Liquid Glass lässt bestimmte Akzente neu erkennen, ändert aber Bekanntes nicht so radikal, dass man es nicht mehr erkennen würde. Es wirkt daher einfach wie eine zweite Revision von iOS 7. Sorry, aber dieser Vergleich ist schlicht passend.

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Und es war auch höchste Zeit, …

… dass iOS 7 im Grundstock neu definiert wurde, da wir auch hier über 11 Jahre an ein Design gewöhnt waren, welches etwas abgedroschen war. Dass nun alles Liquid Glass verkörpert, ist wahrscheinlich der härteste, aber zugleich beste Schritt überhaupt. Denn jedes Betriebssystem bei Apple fühlt sich jetzt gleich an und verkörpert das Behandeln von Inhalten jetzt auf einer Linie. Auch hier ist wieder die Zeit von iOS 7 zu erwähnen, in der iPhone und iPad eine neue Designsprache verkörperten und macOS einfach noch weiterhin aussah, als könnte man es wie einen Lolli lecken. Um eine kleine und alte Metapher auszupacken.

Ein Ausblick.

Wie Liquid Glass jetzt ist, wird es nicht bleiben. Stellenweise wird es eine stetige Entwicklung mitmachen und hier und dort werden Kanten wahrscheinlich nach und nach anders gebrochen. Das ist mehr als klar. Wichtiger ist aber die Hardware, die sich die nächsten Jahre um die Software drehen wird, und hier hoffe ich, dass es mehr Symbiose gibt, als es sie derzeit gibt. Hardware dürfte gerne runder werden, und vielleicht zeigt das iPhone Air ja schon genau diese Richtung auf, die ganz klar definiert, dass wir nur noch ein dünnes Stück Glas zwischen den Fingern halten, das sich selbst wie Glas anfühlt, aber auch so anfühlen lässt. Das Gefühl eines iPhone Air wäre mit iOS 6 beispielsweise nicht so, wie es mit iOS 26 und einer vollkommen anderen Designsprache wäre. Und genau auf diesen Punkt möchte ich hinaus. Und doch sollte man in diesem Kontext nicht Steve erwähnen. Liquid Glass kratzt damit den Blick in die Zukunft an, den wir heute nur erahnen können.

Mich würde eure Meinung interessieren.
Wie fühlt sich Liquid Glass nüchtern betrachtet im Alltag an?
Nicht nur unter iOS, sondern vielleicht auch unter visionOS, wo Glas nochmals anders angefasst wird.

Wir müssen anfangen, ein Stück weiter vorauszudenken, denn das wird früher eintreten, als wir glauben.

∼ Alan Dye – Designchef bei Apple ∼

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