Wie wichtig der Anschluss an einem Gerät ist, demonstrierte ein Anschlusswechsel in 2011 am iPhone. In dem genannten Jahr verschwand der Dockconnector-Anschluss und wurde durch den Lightning-Anschluss ersetzt. In einem Rutsch verbesserten sich etliche Dinge. Zeitgleich gab es aber auch viele Aufschreie und neue Probleme. Was soll ich sagen? Dieses Szenario wird sich wiederholen – und zwar in beiden Richtungen. Denn USB-C ist da.
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Das iPhone ist ein Gerät, das man tagtäglich benötigt und dadurch auch permanent zur Hand hat. Die Wichtigkeit hinter diesem Gerät, war mit Sicherheit eine der schwierigsten Einschätzungen, die man 2007 verheißen konnte. Heute ist es Alltag, dass uns dieser mobile Computer – denn das ist das iPhone – Aufgaben erledigen lässt, für die wir zuvor vor einem grauen Kasten am Schreibtisch sitzen mussten. Doch die Mobilität hat ihren Preis, denn ohne Strom läuft hier gar nichts. Wie gut, dass ein iPhone aufgeladen werden kann. Mit seinem Verkaufsstart in 2007 wurde das iPhone über den 30Pin-Dockconnectoranschluss aufgeladen.
Tschüß Dockconnector
Ein Anschluss, den iPod-Veteranen bei der Einführung sehr gut kannten und der schon das mobile Musikabspielgerät aufladen aber auch via iTunes mit Musik befüllen ließ. Ein Anschluss, den man verinnerlicht hatte. Ein Kabel, das man immer dabei hatte. 2012 änderte sich dies alles schlagartig mit iPhone 5. Der iPod war zum gleichen Zeitpunkt schon langsam dem Tode geweiht, und Peripherie änderte sich sowieso rasant. Zeit also, dass das iPhone in der gleichen Liga mitspielen musste.
Der Lightning-Anschluss war nicht nur viel kleiner als der uralte Dockconnector-Anschluss, er arbeitete auch erstmals digital und erlaubte zudem das beidseitige Verwenden – es gab kein falsches Einstecken. Vielleicht ist gerade dies die größte Neuerung gewesen, die im Alltag auch permanent auffiel. Bis heute bekommt man mit jedem Micro-USB-Stecker einen innerlichen Anfall, wenn man das Kabel auch nach dem dritten Anlauf versucht blind einzustecken. Mit Lightning vereinfachte Apple all dies 2012 und legte, nach eigenen Aussagen, einen Anschlussstandard für die nächsten 10 Jahre vor. Rechnet man 10 Jahre auf das Jahr 2012, dann landet man in 2022. Drei Jahre wären demnach noch Zeit, die dieser zukunftsorientierte Anschluss also Bestand hätte. Aber… es passiert früher.
Wollt ihr an den neuen iPhone-Modellen 2019 USB-C oder Lightning?
— Matthias Petrat (@matthiaspetrat) February 12, 2019
Wahrscheinlich…
Wer von euch hat den Umstieg vom Dockconnector auf Lightning mitgemacht, wer von euch bekam mit, dass man bei der Umstellung kaum Lightningkabel als Zweitkabel nachkaufen konnte? Wer hatte Lautsprecher mit einem Dock und Dockconnector als Anschluss im Gebrauch und musste den 30Pin-auf-Lightning-Adapter nutzen? Ein Adapter der ein analoges Signal in ein digitales Signal verwandelte und somit altes Zubehör wieder nutzbar machte. Kaum einer weiß, dass diese Umwandlung in dem kleinen, weißen Adapter über einen internen AirPlay-Stream umgesetzt wurde. Wer hatte im Auto ein iPod-Kabel zum Laden und Musik hören über das Autoradio in der Nutzung? Und wer weiß noch, dass das iPad 4 nur wenige Monate nach dem iPad 3 erschien und auch den Wechsel vom Dockconnector auf Lightning mitmachte?
Dieser ganze Anschlusswechsel verursachte wirklich ein Aufschrei in der Masse, denn von heute auf morgen konnte man ein bestehendes Zubehör oder Setup nicht mehr wie zuvor nutzen. Zeitgleich rief Apple aber auch das Made for iPhone Programm für den Lightning-Anschluss ins Leben. Hersteller von Zubehör konnten damit einmal den Stecker aber auch die Buchse von Lightning in ihren Produkten verbauen – nur mit einer Lizenz von Apple und durch deren MFI-Programm, wohlgemerkt.
Ein Programm, das Dinge vereinfacht aber auch Kunden und Nutzer bindet; bei Apple selbst, aber auch bei den Zubehörherstellern. So gibt es heute etliches an Zubehör das sich via Lightning am iPhone und iPad anstecken und nutzen lässt – Mikrofone, Kameras oder auch Schutzhüllen mit verbautem Zusatzakku. Mittlerweile lassen sich auch bestimmte Powerpacks via Lightningkabel aufladen. Man hat damit nur ein Kabel dabei. So dachte auch Apple 2012 und vollzog mit all diesen Zukunftsaspekten den Anschlusswechsel.
Lightning ist mittlerweile ein alter Hut
Was vor Jahren so toll klang, ist heute uralte Technik. Zumindest neutral betrachtet. Denn wo Lightning noch mit USB 2.0 und langsamen Ladetechniken arbeitet, rennen andere Anschlussstandards einfach an ihm vorbei. Die Rede ist von USB-C, aber auch von Thunderbolt 3. USB-C ist der Standard einer Anschlussart, an der Buchse und auch des Steckers an sich. Dahinter kann aber USB 3.0, 3.1, 3.2 oder Thunderbolt 3 stecken. Eine Verwirrung hoch fünf und eher das Thema einer anderen Kolumne. Fakt ist, dass es nur einen Stecker- und Buchsentyp gibt. Zusammen mit allen großen Herstellern sitzt auch Apple in einem Konsortium, welches sich über solche Standards austauscht und Dinge festlegt.
So ist USB-C der neue Standard für alles und mittlerweile auch in allen neuen Geräten, Produkten und Zubehör zu finden. Apple hat selbst relativ schnell damit begonnen, diesen Marktstandard durchzudrücken, in dem sie die komplette Mac-Reihe darauf umgestellt haben. Du willst noch USB-A als Buchse? Pech, USB-C ist jetzt da. So kann man ein Argument gelten lassen, welches in gleichem Zuge auch alte Zöpfe abschneidet. Und ab ist ab – das wissen wir. Die gesamte Mac-Reihe setzt auf USB-C als Steckervariante und auch das iPad Pro spielt als potentieller Computerersatz seit 2018 in dieser Liga mit und besitzt nun USB-C. Somit ist Lightning am iPad den selben Tod gestorben, den der Dockconnector vor langer Zeit am iPhone starb. Es bleibt die eine Frage:
Wann stirbt der Lightning-Anschluss am iPhone?
Eines Tages und mit dem gleichen Aufschrei, wie beim Tod des Kopfhöreranschlusses am iPhone. Wobei wir heute mittlerweile wissen, dass AirPods millionenfach besser sind, als kabelgebundene Kopfhörer. Allgemein regen uns Kabel auf, wodurch das iPhone auch heute gern kabellos geladen wird und vielleicht auch lieber mit Wireless CarPlay als mit kabelgebundenen CarPlay genutzt werden möchte. Wo hat der Lightning-Anschluss also hier noch seine Berechtigung? Wieso sollte Apple an seinem Zehn-Jahres-Plan festhalten? Wieso nicht 2019 oder 2020 auch am iPhone schon auf USB-C setzen, wie man es 2018 mit dem iPad Pro getan hat? Es gibt da einige Pro- aber auch Kontra-Punkte.
Zuerst muss man sich bewusst werden, wofür der nun letzte Lightning-Anschluss am iPhone genutzt wird und genutzt werden soll. Im ersten Zuge zum Aufladen des Gerätes und hier machen es uns Schnellladetechniken heute einfach. Außerdem erfolgt über diesen Anschluss der Datenaustausch über zwei miteinander verbundenen Geräte – in dem Fall das iPhone und ein Computer. Letzteres kann man in Frage stellen, denn wie viele Nutzer schließen ihr Gerät noch an, um es via iTunes digital mit Musik zu befüllen? Entwickler sehen diese Verbindung wahrscheinlich am häufigsten, um ihre programmierten Apps in Echtzeit testen zu können. Macht ein Anschluss beim iPhone also überhaupt noch einen Sinn? Will Apple Lightning durch USB-C ersetzen? Diese Frage kann man sicherlich mit „Ja“ beantworten, denn früher oder später werden sie es in gewissen Zügen einfach tun müssen.
Ein erneuter Anschlusswechsel?
Die nächste Frage ist aber, wie sie es dem Nutzer verkaufen. Wie sie es ihm begründen. Was kann USB-C besser als Lightning? Passiert mit dem MFI-Programm, mit dem Apple übrigens sehr viel Geld durch Lizenzen verdient, nun etwas anderes? Was passiert mit all dem Lightning-Zubehör, das derzeit besteht und genutzt wird. Wenn Apple diesen Schritt geht, dann werden sie ihn so drastisch wie am Mac gehen und alte Zöpfe ohne Kompromisse abschneiden. Ein Wechsel – ein Ende. Und wenn man etwas genauer hinschaut, dann bereitet sich Apple auch auf diesen Wechsel vor.
Der Apple Pencil 2 wird nun beispielsweise drahtlos am iPad selbst geladen – und nicht mehr via Lightning-Stecker. AirPods lassen sich über das Case drahtlos aufladen und auch das Case selbst wird sich so bald aufladen lassen – wieso also hier noch Lightning als „Fallback“ verbauen? Die Apple Watch setzt schon immer auf eine drahtlose Art des Aufladens und ist seit jeher auf kabellose Komunikation mit dem iPhone ausgelegt. von Beginn an ohne Kabel. Wieso Dinge, wie AirPower, entwicklen, wenn man an Lightning festhalten will? AirPower wäre in diesem Fall die Lösung um anschlusslose, mobile Geräte drahtlos und simultan aufladen zu können – ohne viele Kabel anstecken zu müssen.
Mit Sicherheit wird Lightning einen Tod sterben, der in bestimmten Punkten für gewisse Anwender schmerzhaft sein wird. Aber wir haben diesen Tod schon einmal mit dem Dockconnector, Thunderbolt 2, MagSafe-, FireWire- und dem Kopfhöreranschluss überlebt und sind hier heute auf einem Nenner, der uns bekannt und vertraut vorkommt. Apple muss es allerdings richtig machen. USB-C soll und muss aufzeigen, dass das iPhone schneller als zuvor aufgeladen werden kann, externe Geräte sich mit einem Mac, iPad und dem iPhone verbinden lassen und der Workflow für etliche Dinge erleichtert wird.
Oder ist USB-C am iPad Pro keine gute Sache, da sich allein so schon Kamera mit dem Tabletcomputer verbinden und Bilder importieren lassen – ganz ohne Adapterwahnsinn? Weg mit den Adapterspinnereien! Alte Zöpfe nicht künstlich wieder anflechten und optisch am Leben erhalten. Sollte es nicht also endlich soweit sein, dass ein Standard-Anschluss den Nenner für alle Geräte darstellt? Ein Abschied mag schmerzhaft sein und ein Wiedersehen erheitern, doch manchmal sind auch neue Bekanntschaften ganz nett. Das iPhone und USB-C – keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“.
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
∼ Franz Kafka ∼
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