Kaum ein Produkt von Apple ist so in der Kritik wie es das Fine Woven Case ist. Apple setzte damit eine Sache neu um und verzichtete auf altbekanntes Leder. Allerdings hat das Fine Woven Case von Apple einige Probleme, die beim Preis beginnen und bei der Qualität enden.
Diese Kolumne lese ich dir auch persönlich in einer Podcastepisode vor.
Es war das iPhone 6, …
… welches mein erstes iPhone mit Hülle war. Diese Hülle kam von Apple selbst und war eine Echtlederhülle mit Metalldruckknöpfen. Diese Hülle war immer um das iPhone 6 – Tag und Nacht. Egal, ob es danach ein iPhone 6s, iPhone 7 Plus, iPhone X, iPhone XS Max, iPhone 11 Pro Max, iPhone 12 Pro Max, iPhone 13 Pro Max oder iPhone 14 Pro Max war, ich nutzte immer ein schwarzes Echtledercase von Apple drumherum. Zum einen glich ich so immer den Kamerahügel an der Rückseite bestmöglich aus und schützte das Gerät allgemein, zum anderen hatte ich beim Halten schlicht mehr Grip.
Ein glattes iPhone im kalten Winter zu halten ist eine Herausforderung. Wenn dann noch trockene und kalte Hände hinzukommen oder man Handschuhe trägt, sieht man ein iPhone im geistigen Auge schon auf den Boden fallen. Aber eine Echtlederhülle machte dieses Thema immer wett.
2023 sollte Apple alles anders machen …
… und das Echtledercase für das iPhone ersatzlos streichen. Ganz ersatzlos? Nein, nein, denn eine neue Art von Material sollte das Feeling von Echtleder ersetzen und zudem kohlendioxidneutral sein. Das Fine Woven Case von Apple ist der erste Versuch in diese Richtung. Und wenn man sich dieses Thema betrachtet, dann lief eigentlich alles schief, was schieflaufen konnte. Optisch betrachtet ist das Fine Woven Case hübsch.
Fasst man das geflochtene Material auf der Rückseite an, dann erinnert einen dies an eine Art Campingmatratze. Aber sie riecht nicht so penetrant wie man das von einer neuen Campingmatratze kennt. Auch nach zwei Wochen kann ich mich an dieses Gefühl im Alltag aber nicht gewöhnen. Fakt ist, dass ich dieses Case nicht mag und mein iPhone 15 Pro Max komplett ohne Hülle nutze. Titan hat einen netten Grip und liegt sehr sicher in der Hand. Und doch hatte ich mich als Zubehör für das Fine Woven Case von Apple entschieden.
Die kurze Zeit, …
… die ich das Fine Woven Case genutzt habe, haben Spuren auf ihm hinterlassen. Bei mir ist ein iPhone immer dabei. In der Hosentasche, im Garten, am Frühstückstisch, im Bett oder auch in der Werkstatt. Schaue ich mir das Echtledercase des iPhone 14 Pro Max nach einem Jahr an, hat es an zwei Ecken einen Macken und auf der Rückseite eine leichte Schramme. Sehr verkraftbar und immer noch gut für ein weiteres Jahr oder mehr. Schaue ich mir das Fine Woven Case nach zwei Wochen an, ist man sehr enttäuscht.
Nicht nur, …
… dass es keine Feuchtigkeit mag und Flecken einfach im Feingewebe verbleiben. Jeder Druck wird zu einer Schramme und diese verbleiben ebenfalls dauerhaft im Feingewebe. Ich bezweifle, dass dieses Material lange genug auf Widerstandsfähigkeit getestet und nur aufgrund seiner Optik durchgewinkt wurde. Schaut man genauer hin, sieht man auch eine Asymmetrie. Die Ausstanzungen auf der Unterseite passen nicht zu der Kontur des USB-C-Ports.
Das Feingewebe auf der Rückseite wird ringsherum durch eine Art Gummi gehalten. Dieses Gummi ist rutschig. Ich müsste diese “Rutschigkeit” mit Oberflächen-Vergleichsplatte für Rauheitsmessgeräte oder die Rauheit mit einem Messgerät messen, um den Unterschied zum vorherigen Echtledercase zu haben. In der Praxis fühlt es sich mit trockenen Händen vergleichsweise dreimal so rutschig wie das Echtledercase an. Es wirkt glatter als das reine Titanium des iPhone 15 Pro. In Summe ist dieses Case eine gute Richtung, aber in zu geringer Qualität. Hinzu kommt, dass das Fine Woven Case stolze 69 € kostet. Es löst also preislich das Echtledercase ab. Das Silikoncase (das ich noch nie mochte) hat einen Kostenpunkt von 59 €.
In Summe …
… ist das Fine Woven Case schlicht nicht gut und auch sein Geld leider nicht wert. Bei mir liegt es leider in der Schublade und möchte nicht mehr genutzt werden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das so kohlendioxidneutral ist. Vor allem, wenn man diese Entscheidung bei etlichen Nutzer:innen erkennt und sieht. Über Echtleder kann man sich streiten. Ich mochte es schlicht. Vielleicht wäre Kunstleder in einer kohlendioxidneutralen Fertigung der bessere Weg gewesen, um nicht Tausende von Fine Woven Case nach dem Kauf und einer kurzen Nutzung in Schubladen zu verbannen.
Eine Socke im Stil einer alten iPod-Socke wäre der bessere Weg gewesen als dies. Ich bin bedauerlicherweise enttäuscht von diesem Zubehör und es ist seit vielen Jahren das erste Zubehör von Apple, das ich nicht mag. Bis heute liebe ich im Gegensatz dazu die Magic Mouse mit ihrem Ladeport auf der Unterseite – was viele andere wiederum nicht mögen. Geschmäcker sind unterschiedlich – keine Frage.
Es ist das WIE, das das WAS veredelt!
∼ Sabine Hübner – österreichische Autorin ∼
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